Zusammenfassung
Eine einmalige, sequentielle Abfolge der Selyeschen Streßphasen (Alarm-, Anpas- sungs-, Erschöpfungsphase) stellt bei operationswürdigen Erkrankungen eher die Ausnahme dar (z.B. Notfalloperationen). Eher muß, wie Abb. 2 deutlich macht, mit einem ständigen Abwechseln der beiden ersten Phasen gerechnet werden, da einerseits ständig neue Gefahrenreize (Symptome, Diagnose, Aufklärung, Hospitalisation, chirurgischer Eingriff, Schmerz, Komplikationen etc.) auftauchen, andererseits bestehende Stressoren wegfallen bzw. erfolgreich bewältigt werden. Unspezifische Erregung, Emotionskonfusionen und klar benennbare Gefühle begleiten wahrscheinlich jede Streßphase. An den “Schnittpunkten” zwischen einer erneuten Alarmphase und einer mehr oder weniger erfolgreichen Anpassungsphase entstehen zuerst Erregungszustände, die erst durch subjektive Informationssuche- und -findereaktionen in klar wahrnehmbare und benennbare Emotionen differenziert werden können. D.h. nachdem das Individuum eine Veränderung seines Befindens wahrgenommen hat (wobei diese Wahrnehmung auch verzerrt, oder durch momentane Bestürzung angesichts einer extremen Bedrohung blockiert werden kann), richten sich kognitive Prozesse “in dem Maß auf die wahrgenommenen Phänomene, in dem der Patient aktiviert und in Unruhe versetzt ist” (Heim et al. 1983, S. 38). D.h. eine realitätsgerechte Einschätzung entwickelt sich nur schrittweise. Es müssen dazu erst Phasen des Schocks, der Verleugnung, des Nicht- Wahrhaben-Wollens, der gesteigerten Unruhe, der Angst überwunden werden.
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Höfling, S. (1988). Der prä- und der postoperative Patient aus der Perspektive psychologischer Forschung. In: Psychologische Vorbereitung auf chirurgische Operationen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-73128-0_4
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