Zusammenfassung
Die Erwartung, daß Neuroleptika akute schizophrene Syndrome zum Verschwinden bringen und daß trizyklische Antidepressiva dieselbe Wirkung bei depressiven Syndromen entfalten, ist heute eine Selbstverständlichkeit. Diese Erwartung ist durch zahlreiche plazebokontrollierte Doppelblindstudien wissenschaftlich begründet. Die Einführung dieser Medikamente in die psychiatrische Therapie hat nicht nur das therapeutische Klima in den psychiatrischen Institutionen grundlegend verändert, sondern auch die Aufenthaltsdauer psychiatrischer Patienten in Kliniken drastisch verkürzt. Früher hospitalisierungsbedürftigen Kranken wird die Klinikunterbringung erspart oder die kumulative Aufenthaltsdauer in klinischen Institutionen zeit ihres Lebens dramatisch reduziert. Wer wie ich akute und chronische Krankheitsverläufe vor der Einführung der Neuroleptika und Thymoleptika im täglichen Umgang mit Patienten erlebt hat, wundert sich immer wieder, daß in Diskussionen und sogar in wissenschaftlichen Publikationen über Therapiemaßnahmen diese Fakten in Frage gestellt werden. Sie sind vielleicht bereits so selbstsverständlich, daß der Verlauf akuter psychiatrischer Sndrome unter moderner psychopharmakologischer Behandlung in der Öffentlichtkeit für den Spontanverlauf gehalten wird?
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Heimann, H. (1988). Der Verlauf schizophrener und depressiver Syndrome unter Pharmakotherapie. In: Olbrich, R.K. (eds) Prospektive Verlaufsforschung in der Psychiatrie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-73081-8_8
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