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Sexualität aus historisch-demographischer Sicht

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Vermessene Sexualität
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Zusammenfassung

Wer oberflächlich hinsieht, könnte vielleicht meinen, daß Historiker-Demographen die geeignetsten Vertreter der Historikerzunft wären, um über die Geschichte der Sexualität zu sprechen. Zwar ist richtig, daß es diese Subdisziplin wie sonst wohl keine Sparte der Geschichtswissenschaften mit lauter Einzelindividuen zu tun hat. Unser erster Arbeitsschritt ist stets, aus den Tauf-, Heirats- und Sterberegistern die Lebensläufe Hunderter, ja Tausender von Vorfahren zu rekonstruieren. Selbstverständlich ergeben sich dabei immer auch einige Anhaltspunkte im Hinblick auf deren Sexualität: Heiratsalter, Ehedauer, Wiederverheiratung oder Witwer- und Witwenschaft, lebenslanges Zölibat, Anzahl der Geburten, Abstand zwischen Heirat und erster bzw. zwischen den nachfolgenden Geburten, Familienplanung, vor- oder außereheliche Kinder und dergleichen mehr.

Leicht überarbeitete Fassung von „Geschichte der Sexualität - Sexualität der Geschichte “. In: Wulf C (Hrsg.) (1985) Lust und Liebe. Wandlungen der Sexualität. Piper, München Zürich, S. 181–215, mit freundlicher Genehmigung des Piper-Verlages.

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Literatur

  1. Vgl. hierzu die beiden einander ergänzenden Beiträge des Pharmazie- und Medizinhistorikers Guido Jüttner: „Therapeutische Konzepte und soziales Anliegen in der frühen Heilkräuterliteratur“ und des Pharmazeuten Rudolf H ä nsel: „Tradition und naturwissenschaftliche Erkenntnis in der Arzneipflanzentherapie“; in: Der Mensch und sein Körper. Von der Antike bis heute; München: Beck-Verlag 1983, S. 118–130 und 131–136.

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  2. Vgl. hierzu noch immer fundamental von John T. Noonan Jr.: Empfängnisverhütung, Geschichte ihrer Beurteilung in der katholischen Theologie und im kanonischen Recht; Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag 1969. Ferner von Jean-Louis Flandrin: L’église et le contrÔle des naissances; Paris: Flammarion 1970.

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  3. So durch den Genfer Historiker-Demographen Alfred Perrenoud: „Malthusianisme et protestantisme: ‚un modèle démographique weberien‘“; in: Annales E.S.C. 29, 1974, besonders S. 985–988. - Vgl. analog für das reformierte Zürich Ulrich Pfister: „Die Anfänge von Geburtenbeschränkung in Europa. Wege zu einer umfassenderen Analyse“; in: Peter Borscheid und Hans J. Teuteberg (Hrsg.); Ehe, Liebe, Tod. Zum Wandel der Familie, der Geschlechts- und Generationsbeziehungen in der Neuzeit; Münster: F. Coppenrath 1983, S. 213–232.

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  4. Vgl. Marcel Lachiver: „Eheliche Fruchtbarkeit und Geburtenbeschränkung in der Pariser Region“; in: Biologie des Menschen in der Geschichte. Beiträge zur Sozialgeschichte der Neuzeit aus Frankreich und Skandinavien (= Kultur und Gesellschaft. Neue historische Forschungen, hrsg. v. Richard van Dülmen, Bd. 3); Stuttgart: Frommann-Holzboog 1978, S. 199–218.

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  5. Aus der großen Fülle zitiere ich einige der derzeit wichtigsten englischen, französischen und deutschen Titel: Peter Laslett: Family life and illicit love in earlier generations. Essays in historical sociology; Cambridge: Cambridge University Press 1977. - Peter Laslett, Karla Oosterveen und Richard M. Smith (eds.): Bastardy and its Comparative History. Studies in the history of illegitimacy and marital nonconformism in Britain, France, Germany, Sweden, North America, Jamaica und Japan; London: Edward Arnold 1980. - Lawrence Stone; The Family, Sex and Marriage in England 1500–1800; London: Weidenfeld and Nicolson 1977. -Ders.: Family History in the 1980s. Past Achievements and Future Trends; in: Journal of Interdisciplinary History 12: S. 51–87 (1981). - Jean-Louis Flandrin: Le sexe et l’occident. Evolution des attitudes et des comportements; Paris: Seuil 1981; sowie von ihm den Äberblicksartikel „Sexualité“; in: La Nouvelle Histoire, hrsg. unter der Leitung von Jacques Le Goff; Paris: Retz 1978; S. 509–513; ferner seinen bisher einzig erschienenen Band (aus einer Trilogie): Un temps pour embrasser. Aux origines de la morale sexuelle occidentale (VIe-XIe siècle); Paris: Seuil 1983. — In deutscher Sprache liegt als derzeit bei weitem beste und knappste Einführung in die Problematik mit einem umfassenden Interpretationsansatz vor: Michael Mitterauer: Ledige Mütter. Zur Geschichte unehelicher Geburten in Europa; München: Beck-Verlag 1983. Der umfangreiche Anmerkungsapparat (S. 143–173) gibt gleichzeitig einen guten Äberblick über die historische Literatur zu diesem Thema. — Zu den prinzipiellen Schwierigkeiten des Historikers, über „folgenlose“ Formen sexuellen Umgangs in der Geschichte zu recherchieren, vgl. exemplarisch von Sterling Fishman: „The History of Childhood Sexuality“; in: Journal of Contemporary History 17, 1982, pp. 269–283. — Von Interesse auch die übrigen Beiträge in dieser Spezialnummer „Sexuality in History“ (Vol. 17, Nr. 2, April 1982, pp. 219–367. Guest-Editor: George L. Mosse).

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  6. Zur Verbreitung von Homosexualität und Sodomie vgl. die Hinweise bei Jean-Louis Fland-rin: Les amours paysannes. Amour et sexualité dans les campagnes de l’ancienne France (XVIe-XIXe siècle). Paris: Gallimard/Julliard 1975, pp 165–166, sowie die beiden Artikel „Mariage tardif et vie sexuelle“ und „Répression et changement dans la vie sexuelle des jeunes;“ jetzt wieder abgedruckt in seinem Sammelband ,Le sexe et l’occident’, a. a. O. wie Anm. 5, S. 251–278 und 279–302. — Ferner von seinem Schüler Michel Rey: „Police et sodomie à Paris au XVIIIe siècle: du péché au désordre“; in: Revue d’histoire moderne et contemporaine 29, 1982. pp. 113–124. — Selbst habe ich mich bei der Erforschung eines umfangreichen Quellenbestandes zur Verurteilung von Sodomisten aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gewundert, wie überaus selten dergleichen „Vergehen“ in der bäuerlichen Welt zur Anzeige gelangten. Und wenn schon, so wurden oft ganz andere Rechnungen beglichen als die Ahndung einer „verletzten Moral“. Zu bedenken ist hier, daß derartige sexuelle Beziehungen zu keinen die Gesellschaft belastenden Folgen führten, wie dies mit der Unterbringung unehelicher Kinder weit eher der Fall war. Vgl. hierzu Näheres in: Die verlorenen Welten. Alltagsbewältigung durch unsere Vorfahren — und weshalb wir uns heute so schwer damit tun; München: Beck-Verlag 1984, S. 77 ff.

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  7. Dies ganz im Sinne des wohl prominentesten Sexualhistorikers aus dem Umkreis der sog. Annales-Schule, des bereits angeführten Jean-Louis Flandrin (vgl. Anm. 5). Bei ihm heißt es unmißverständlich: „A aucune époque, finalement, les grossesses illégitimes ni les conceptions prénuptiales ne me paraissent nous dire l’essentiel sur la vie sexuelle des céli-bataires. Comme la statistique des enfants trouvés, elle nous renseigne surtout sur l’attitude de la société envers la bátardise, le concubinage, et les filles-mères, grands sujets d’histoire sociale plutßt que d’histoire de la sexualité. “ In: Le sexe et l’occident, a. a. O. wie Anm. 5, S. 15.

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  8. So zuerst der amerikanische, heute in Toronto lehrende Sozialhistoriker Edward Shorter in seinem provozierenden Aufsatz: „Illegitimacy, Sexual Revolution and Social Change in Modern Europe“; in: Journal of Interdisciplinary History 2: S. 237–272 (1971). Wieder aufgegriffen und erweitert dargestellt im Kapitel „Die beiden sexuellen Revolutionen“; in: ders.: Die Geburt der modernen Familie; Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1977, S. 99–144. Als „ zweite sexuelle Revolution“ bezeichnet Shorter dabei diejenige der 1950er bis 70er Jahre, die er selbst miterlebte.

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  9. Vgl. jetzt im größeren Zusammenhang in: E. A. Wrigley und R. S. Schofield: The Population History of England 1541–1871. A reconstruction; London: Edward Arnold 1981, pp. 158, 256, 266, 306, 350, 424, 430, 438.

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  10. Michael Mitterauer: Ledige Mütter. Zur Geschichte unehelicher Geburten in Europa; München: Beck-Verlag 1983, S. 36.

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  11. Michael Mitterauer, a. a. O. wie Anm. 10, hier S. 74 ff.

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  12. Zum erstenmal umfassend beschrieben bei: John Hajnal: „European Marriage Patterns in Perspective“; in: D. V. Glass und D. E. C. Eversley (eds.); Population in History. Essays in Historical Demography; London: Edward Arnold 1965, pp. 101–143.

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  13. Zur Auffrischung unserer Erinnerung vgl. z. B. von Hans Medick: „Spinnstuben auf dem Dorf. Jugendliche Sexualkultur und Feierabendbrauch in der ländlichen Gesellschaft der frühen Neuzeit“; in: Gerhard Huck (Hrsg.); Sozialgeschichte der Freizeit. Untersuchungen zum Wandel der Alltagskultur in Deutschland; Wuppertal; Peter Hammer-Verlag 1980, S. 19–49.

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  14. 1981 lag das durchschnittliche Heiratsalter lediger Männer bei 26,3, lediger Frauen bei 23,6 Jahren. Vgl. Statistisches Jahrbuch 1983 für die Bundesrepublik Deutschland, hrsg. v. Statistischen Bundesamt Wiesbaden; Stuttgart und Mainz: W. Kohlhammer 1983, S. 72.

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  15. Diesbezüglich kann eine intensivere Beschäftigung des quantifizierenden Sozialhistorikers mit jenem Zweig der Statistik, der sich selbst „Explorative Datenanalyse“ nennt, durchaus augenöffnend wirken. Ziel dieser Subdisziplin ist es nämlich, Einblicke in die den Daten zugrunde liegenden Strukturen zu gewinnen. Vgl. hierzu von B. Kleiner und J. A. Hartigan: „Representing points in many dimensions by trees and castles (with discussion)“; in: Journal of the American Statistical Association 76: S. 260–276 (1981). — Noch immer grundlegend im übrigen: J. W. Turkey: Exploratory Data Analysis; Chicago: Addison-Wesley 1977. — Neuer: J. M. Chambers, W. S. Cleveland et al.: Graphical Methods for Data Analysis; Wadsworth International/Duxbury Press 1983.

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  16. Martine Segalen: Mari et femme dans la société paysanne; Paris: Flammarion 1980, p. 16.

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Imhof, A.E. (1987). Sexualität aus historisch-demographischer Sicht. In: Schuller, A., Heim, N. (eds) Vermessene Sexualität. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-72743-6_8

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