Differentielle Indikationsstellung zwischen tagesklinischer und ambulanter Behandlung in der Gerontopsychiatrie

Zusammenfassung

Die Indikationsstellung ist etwas Komplexes, ein Integral sozusagen, über einen Ausdruck von einzelnen Einflußgrößen, die sich summieren oder aufheben, in positivem oder negativem Zusammenhang miteinander stehen können, multiplizierend oder potenzierend das Gesamtergebnis beeinflussen. Die wichtigste Einflußgröße bei der Indikationsstellung ist Art und Schwere der Erkrankung des Patienten, also die Diagnose mit Bestimmung des Schweregrades, wie sie aus Anamnese, psychopatho-logischem Befund, organischer Diagnostik und zusätzlichen Untersuchungen zusammenfließt. Die Indikation in reiner Abhängigkeit zur Diagnose wäre der ideale medizinische Zusammenhang, wobei die Diagnose bereits eine bestimmte Handlungsfolge impliziert oder sogar erzwingt. Dieser Zusammenhang ist desto stringenter, je eindeutiger, schwerer und akuter die Erkrankung ist. In der organischen Medizin beispielsweise impliziert die Diagnose „Akutes Abdomen“ einen chirurgischen Eingriff. In unserem Fachgebiet kann z. B. eine „akute paranoide Psychose mit eindeutiger Selbstgefährdung“ eine Einweisung des Patienten nach § 1,1 des Berliner Unterbringungsgesetzes erzwingen, ohne daß sonst noch therapeutische Handlungsspielräume offen wären. Angesichts des Ernstes dieses Notfalls können und dürfen andere Faktoren dann nicht mehr gewichtet werden. Wir vermuten, daß zwischen ambulanter und tagesklinischer Behandlung die Art der Erkrankung und ihr Schweregrad der entscheidende Differenzpunkt ist.