Zusammenfassung
Medizinische Ethik, besser wohl ärztliche Ethik, befindet sich keineswegs in einem Spannungsfeld zwischen Politik und Interessenvertretung, wie man aus der Themenstellung vordergründig folgern und daraus auf ständige Anpassung der Ethik an die jeweils Mächtigen schließen könnte. Das Gegenteil ist richtig: Seit jeher hat sich der Arztberuf losgelöst von Zeitströmungen, Weltanschauungen und politischen Gesellschaftssystemen zu einer einheitlichen und im wesentlichen unveränderten ärztlichen Berufsethik bekannt. Bei Ausübung seiner ärztlichen Tätigkeit darf der Arzt keine Unterschiede machen nach Religion, Nationalität, Rasse, Parteizugehörigkeit oder sozialer Stellung eines Patienten, Probanden oder Delinquenten. Und trotz aller Meinungsverschiedenheiten und wissenschaftlichen Auseinandersetzungen über einzelne ärztliche Untersuchungs- und Behandlungsmethoden, deren Wirksamkeit, Unbedenklichkeit oder Wirtschaftlichkeit und trotz aller Fortschritte, trotz immer noch unaufgeklärter Zusammenhänge menschlichen Lebens gibt es in der Welt eine einheitliche Auffassung über das Ziel ärztlichen Handelns. Es ist darauf gerichtet, das menschliche Leben in allen Phasen seiner Entwicklung zu schützen, die Gesundheit des einzelnen Menschen zu erhalten oder wiederherzustellen und Gesundheitsgefährdungen der Bevölkerung vorzubeugen. Eine wechselnden Kräfteverhältnissen ausgesetzte „opportunistische Ethik“ ist also gerade dem ärztlichen Berufsstand fremd. Demgegenüber kann nicht mit dem Hinweis auf festgestelltes Fehlverhalten von Ärzten argumentiert werden, denn Ethik ist die sittliche Wertvorstellung über die gebotenen Maximen ärztlichen Handelns.
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Vilmar, K. (1987). Medizinische Ethik zwischen Politik und Interessenvertretung. Vom aktuellen Regelungsbedarf zur langfristigen Zielperspektive. In: Schlaudraff, U. (eds) Ethik in der Medizin. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-71695-9_12
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