Zusammenfassung
Das Krankheitsbild der Anorexia nervosa hat in den beiden letzten Jahrzehnten das wissenschaftliche Interesse in verstärktem Maße auf sich gelenkt. Neben der dramatisch angestiegenen Inzidenzrate und erhöhter Prävalenz (Crisp et al. 1976; Szmukler 1984; Theander 1970; Willi u. Grossmann 1983) dürfte dafür auch die Entwicklung effektiverer therapeutischer Vorgehensweisen und ein generell gestiegenes Interesse an psychosomatischen Erkrankungen und Zusammenhängen in der breiten Öffentlichkeit verantwortlich sein. Daneben sind es die dramatische Symptomatik und der Verlauf, die der Erkrankung zu Publizität auf breiter Basis verholfen haben. Die Anorexie tritt in der Regel in dem Zeitraum zwischen dem Abschluß der Pubertät und dem frühen Erwachsenenalter auf, und Mädchen und junge Frauen werden von ihr weit häufiger betroffen als Heranwachsende männlichen Geschlechts. Das Verhältnis ist ca. 10: 1. Der Umstand, daß die Krankheit in der Regel gerade zu einer Zeit einsetzt, während der die Betroffenen ihre Initiierung in die Welt der Erwachsenen erfahren, symbolisiert ein Element von Kulturkritik. Dieser Aspekt scheint gegenwärtig in der öffentlichen Diskussion stärkere Beachtung zu finden. Die Krankheit kommt nämlich, soweit sie nicht ohnehin auf die entwickelten Länder vornehmlich der westlichen Welt begrenzt ist, fast ausschließlich in Gruppen und Schichten vor, die in relativem Wohlstand leben. Die Betroffenen, so könnte man meinen, verhungern im Angesicht des sie umgebenden Überflusses.
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Nitz, HR. (1987). Das Krankheitsbild der Anorexia nervosa. In: Anorexia nervosa bei Jugendlichen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-71374-3_1
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