Zusammenfassung
Bei der Entwicklung neuer intravenöser Anästhetika sind einerseits die erwünschten vorteilhaften Wirkungen der bisher im Gebrauch befindlichen Pharmaka zu berück-sichtigen. Andererseits gilt es deren unerwünschte und nachteiligen Effekte zu vermei-den. Mit Hilfe der Pharmakokinetik und -dynamik ist man in der Lage, sowohl den zeitlichen Blutspiegelverlauf eines neuen Anästhetikums nach definierten Dosen und Dosierungsschemata zu berechnen, als auch das davon abhängige zeitliche und quan-titative Ausmaß der pharmakodynamischen Effekte vorherzusagen. Unter Berücksich-tigung pharmakokinetischer und -dynamischer Aspekte war man in den letzten Jahren bestrebt, intravenöse Anästhetika zu entwickeln, deren Anwendung eine der guten Steuerbarkeit der Inhalationsanästhesie vergleichbare Narkoseführung erlauben sollte. Bei den Hypnotika kann lediglich das Propofol (Disoprivan) als potentielle Neuent-wicklung betrachtet werden und Etomidat (Hypnomidat) nur als relativ neues Pharma-kon. Bei den Analgetika hat für den Bereich der intraoperativen Analgesie lediglich das Alfentanil (Rapifen) als neu zu nennendes Pharmakon klinische Bedeutung erlangt. Die Benzodiazepine sind für den anästhesiologischen Bereich durch die klinischen Einführung von Midazolam (Dormikum) und Lormetazepam (Noctamid) erweitert worden, wobei letzteres primär Bedeutung für die Prämedikation besitzt. Bei der Erarbeitung von Dosierungskonzepten für die optimierte Anwendung dieser neuent-wickelten Pharmaka erfüllen die Hypnotika Propofol und Etomidat nahezu ideale Voraussetzungen im Hinblick auf eine gute Steuerbarkeit des pharmakodynamischen Effektes. Die äußerst große Gesamtkörperclearance beider Pharmaka (Etomidat: ca. 1600 -; Propofol: ca. 2500 ml/min) gestattet eine schnelle Änderung der jeweils er-wünschten Blutspiegel. Die geringe pharmakodynamische Hysterese der beiden Sub-stanzen führt dazu, daß der erwünschte Effekt ohne relevante Zeitverzögerung nahezu unmittelbar nach Änderung der Blutspiegel zu verzeichnen ist. Bei Vorliegen solcher kinetischer und dynamischer Eigenschaften kommt für eine optimierte Dosierung nur die Anwendung mittels Infusionsschemata in Betracht. Bei Alfentanil ist aufgrund der geringeren Gesamtkörperclearance von ca. 300 ml/min eine repetitive Bolusdosierung möglich, jedoch bewegt man sich damit bei längerdauernden Eingriffen aufgrund kurzer Injektionsintervalle vielfach am Rande der Praktikabilität, so daß auch hier eine Infusionsdosierung vorzuziehen ist. Bei den Benzodiazepinen ist Midazolam durch seine für diese Gruppe relativ hohe Clearance von ca. 450 ml/min zu einer Bereicherung für den intraoperativen Einsatz geworden. Der bei diesem Pharmakon bisher jedoch nur unbefriedigend zu quantifizierende pharmakodynamische Effekt läßt den Einsatz von interaktiven Dosierungstechniken wenig sinnvoll erscheinen.
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Schüttler, J., Stoeckel, H. (1986). Prinzipien der klinischen Pharmakologie als Grundlage der optimierten Anwendung neuer intravenöser Anästhetika. In: List, W.F., Schalk, H.V., Fitzal, S. (eds) Aktueller Stand der klinischen Anaesthesie. Anaesthesiologie und Intensivmedizin / Anaesthesiology and Intensive Care Medicine, vol 190. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-71229-6_13
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