Die wissenschaftliche Basis einer „aggressiven Traumatologie“ bzw. der frühen Totalversorgung Verletzter

Zusammenfassung

Die letzten 2 Jahrzehnte haben 5 wesentliche Fortschritte bzw. Erkenntnisse gebracht, welche für das pathophysiologische Verständnis wie auch für die Behandlung des Schwerverletzten von Bedeutung sind, nämlich:

• 1) Die Vermeidung der sog. „Frakturkrankheit“.

• 2) Der Beweis, daß kortikaler Knochen hohe Kompressionskräfte aufnehmen kann, ohne daß es zur Drucknekrose kommt, während Mikrobewegungen zwischen Knochenenden unvermeidlich zu Resorptionsvorgängen führen.

• 3) Es konnte gezeigt werden, daß eine Druckfixation von Kortikalisfragmenten bei erhaltener Vaskularität zu einer direkten (angiogenen) Überbrückung der Frakturflächen mittels Haver-Umbau führt.

• 4) Eine frühe adäquate Osteosynthese mit Sofortmobilisation der verletzten Extremität hat die Invaliditätshäufigkeit und Invaliditätshöhe nach Extremitätenverletzungen nachweislich reduziert.

• 5) Die sofortige Totalversorgung des Schwerverletzten mit Einschluß der frühen Fixation der rumpfnahen diaphysären Skelettanteile — insbesondere des Femurs — hat die Schwere und Anzahl kardiopulmonärer Komplikationen wesentlich verringert. Es ließ sich auch zeigen, daß diese Verfahrensweise die Verweildauer solcher Patienten am Respirator und in der Intensivpflege sowie die Dauer der Hospitalisierung deutlich verkürzen läßt. Als sozial günstiger und wichtiger Nebeneffekt resultiert ein geringer Kostenaufwand.