Langzeiteinnahme und Abhängigkeit von Benzodiazepinen Ergebnisse einer epidemiologischen Studie

Zusammenfassung

Benzodiazepintranquilizer gehören seit Jahren weltweit zu den am häufigsten verordneten Medikamenten. Die zuverlässige, rasch einsetzende Wirkung bei nur geringfügigen begleitenden Nebenwirkungen ließen sie nach ihrer Einführung zur Behandlung von Angstzuständen und Schlafstörungen zunächst als nahezu ideale Psychopharmaka erscheinen. Relativ frühzeitig wurde aber auch auf Gefahren dieser Substanzgruppe hingewiesen. Nach längerfristiger Einnahme wurden Abhängigkeitsentwicklungen, nach abruptem Absetzen Entzugserscheinungen beschrieben (Greenblatt u. Shader 1978; Laux 1978, 1980; Tyrer 1980). Erst in den letzten Jahren drangen diese Risiken verstärkt ins Bewußtsein der Ärzte und nahmen einen breiteren Raum in der wissenschaftlichen Diskussion ein (Beckmann u. Haas 1984). Daten über Prävalenz und Inzidenz des Mißbrauchs dieser Substanzen sind jedoch wegen der Schwierigkeiten der Datenerhebung bislang relativ spärlich und kontrovers (Balter et al. 1974; Bergmann et al. 1979; Binder et al. 1984; Greenblatt et al. 1975; Hemminki et al. 1983; Kemper et al. 1980; Ladewig et al. 1981; Marks 1978; Mellinger et al. 1984; Morgan u. Gilleard 1982; Waldmann 1983; Wolf u. Rüther 1984). Dies dürfte u.a. damit zusammenhängen, daß die Termini „Abusus“, „Mißbrauch“ und „Abhängigkeit“ unscharf sind und in erheblichem Ausmaß eine Wertung beinhalten. Das Problem der Grenzziehung zwischen mißbräuchlicher und therapeutischer Langzeiteinnahme von Benzodiazepinen wird besonders deutlich in der in letzter Zeit in den Vordergrund getretenen Diskussion um Abhängigkeitsentwicklungen bei längerfristiger Einnahme therapeutischer Dosen (sogenannte „low dose dependence“), bei der