Zusammenfassung
Medizinische Anthropologie ist innerhalb der Medizin die Lehre vom kranken Menschen schlechthin. Anders als die klassische Psychosomatik, welche seit Jahrzehnten in der Medizin den Dualismus zwischen den Betrachtungsweisen eines „Körpers ohne Seele“ und einer „Seele ohne Körper“ — mehr oder weniger vergeblich — zu überwinden versucht, begreift die Medizinische Anthropologie Kranksein als Seins-, Erlebnis- und Handlungsweise des kranken Menschen. Ihr Gegenstand, der kranke Mensch, läßt sich nicht auf zumeist vernaturwissenschaftlichte Konzepte einer rein körperlichen oder seelischen oder sozialen Befunderhebung reduzieren, wie es in der modernen Medizin vornehmlich geschieht.
„Wer nicht Neigung und Verständnis zur Erkenntnis des Geistigen hat, mag es unerforscht lassen, nur urteile er nicht darüber, sondern begnüge sich mit dem Bewußtsein seines eigenen Ich.“ (K. E. v. Baer)
„An der Wirklichkeit des kranken Menschen gemessen, ist die streng kausal-naturwissenschaftliche Medizin nur eine Methode von Verbindlichkeiten, aber nicht ein Bild dessen, was wirklich ist.“ (W. Doerr)
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Jacob, W. (1985). Über einige Prinzipien der Pathogenese in der Medizinischen Anthropologie. In: Schipperges, H. (eds) Pathogenese. Veröffentlichungen aus der Forschungsstelle für Theoretische Pathologie der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-70512-0_11
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