Zusammenfassung
In dem gedruckten Bericht über die Jahrestagung 1969 des BDA in Berlin unter dem Leitthema „Das Berufsbild des Anästhesisten — seine Stellung und Funktion in der Medizin von heute“ ist auch der sehr viele zum Überlegen Anlaß gebende Vortrag mit dem Titel „Die Stellung des Anästhesisten im modernen Operationsteam aus der Sicht des Chirurgen“ ent-halten. Der Autor, Lehrstuhlinhaber für Chirurgie, dessen Frau Anästhesistin ist, schildert darin die Entwicklung und den Aufstieg der Anästhesie. Diese Darstellung entbehrt für meine Begriffe, wenn es auch mehr zwischen den Zeilen zu lesen sein und aus den Abbildungen hervorgehen dürfte, nicht des Neids und auch nicht der Ironie gegenüber uns A-Menschen, sprich Anästhesisten. Da ist z. B. zu lesen, daß der Chirurg dem Mann am Kopfende auch mehr und mehr das Wissen um Ionen und ihren Einsatz in der operativen Medizin anvertraute, u. a. auch deshalb, weil diese Partikel so klein wären, daß sie nicht in die großen Hände großer Chirurgen paßten. Trotzdem bliebe der Chirurg, auf den Bildern mit einem C auf dem Rücken gekennzeichnet, der die Beschäftigung mit unchirurgischen Dingen Anästhesisten überlassen hat, weiter im Rampenlicht, bedürfe aber eines lautstark agierenden Souffleurs. Das Pflänz-chen Anästhesie, reichlich mit Wachstumshormonen begossen, wobei Presse, Politik und Rundfunk als gießfreudige Gärtner mitgeholfen haben sollen, wuchs und wuchs und wuchs, wie sich der Autor äußerte. Damit vergrößerten sich auch die Ansprüche der Anästhesisten an ihre privaten Fortbewegungsmittel. Besonders beeindruckt und auch nachdenklich gestimmt hat mich persönlich das Bild eines Anästhesiebosses, der, fett und feist im Ohrensessel sitzend, von leiblichen Genüssen umgeben, sein Imperium von einer Zentrale aus regiert und seine Mitarbeiter, durch Fähnchen markiert, auf die einzelnen Bereiche des gesamten Klinikums verteüt. Im Kampf um Krankenbetten werden allerdings die angreifenden A-Leute von den bettenbesitzenden C-Kollegen nicht nur erfolgreich abgeschlagen, sondern sogar kopfüber zum Absturz gebracht.
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Hutschenreuter, K. (1984). Weiter- und Fortbildung in der Anästhesiologie. In: Brückner, J.B., Uter, P. (eds) Das Berufsbild des Anaesthesisten. Anaesthesiologie und Intensivmedizin /Anaesthesiology and Intensive Care Medicine, vol 164. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-69776-0_19
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