Zusammenfassung
Wie nicht selten bei Wissenschaften, die über einen gemeinsamen Gegenstand verfügen, haben Medizin und Psychologie seit über 100 Jahren Gemeinsamkeiten in ihrer Tradition, die sie teils verbinden, teils trennen. Kooperation und Konfrontation auf wissenschaftlicher, praktischer, ideologischer und materieller Ebene kennzeichnen bis heute das Verhältnis zwischen beiden Disziplinen. Zwar haben die Hauptströme ihrer wissenschaftlichen Entwicklung unabhängig voneinander ihren Weg genommen, doch gab es auch immer wieder Versuche, Verbindungen herzustellen. Vor allem in den Grenzgebieten, der Psychiatrie, später auch der Psychotherapie und der psychosomatischen Medizin, gab es Berührungen, aber auch Eingliederungsversuche und damit auch Berührungsängste. Mit diesem Stichwort ist angesprochen, daß es nicht nur — gewissermaßen abstrakt — um das Verhältnis von zwei Disziplinen geht, sondern auch um das Verhältnis der konkret in ihnen tätigen Personen. Der größte Teil dieser praktisch tätigen Personen gehört ja nicht zu den Trägern der Wissenschaftsentwicklung im großen, zu den Artikulatoren des Selbstverständnisses. Diese werden in ihrem Verhalten gegenüber den Vertretern der anderen Disziplin oft von ganz anderen Gesichtspunkten geleitet als jene bei ihren Äußerungen über Psychologie und Medizin in Vergangenheit und Gegenwart, obwohl sicher auch der einzelne Arzt oder Psychologe nicht frei ist von den Einflüssen der offiziellen Berufsideologie. Konkrete Äußerungen über „die Ärzte“ oder „die Psychologen“ stehen sehr oft unter dem Eindruck der stets neu aufgelegten handfesten, z. T. aggressiven Auseinandersetzungen. Über das Verhältnis zwischen den Wissenschaften ist direkt und indirekt einiges Ausgewogene geschrieben worden (z.B. Hartmann 1973; Rosemeier u. Adler 1976; Huppmann u. Hoffmann 1977; vgl. auch Beckmann in diesem Band), die Beziehungen zwischen Ärzten und Psychologen jedoch sind einerseits verwickelter als nach den historischen Darstellungen zu vermuten, andererseits aber — individuell und gleichsam im Alltag — auch oft viel einfacher und unkomplizierter.
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Literatur
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Scheer, J.W. (1984). Arzt und Psychologe als Partner — Chancen einer Medizinpsychologie. In: Scheer, J.W., Brähler, E. (eds) Ärztliche Maßnahmen aus psychologischer Sicht — Beiträge zur medizinischen Psychologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-69588-9_1
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