Zur zentralen Wirkung hoher Benzodiazepindosen: Quantitative Pharmako-EEG- und psychometrische Studien mit Prazepam

Zusammenfassung

Bei der Untersuchung von 100 meist endogen-depressiven Patienten während der Behandlung mit ungewöhnlich hohen Prazepamdosen (die durchschnittliche Tagesdosis lag zwischen 20 und 90 mg und reichte bis zu 200 mg/Tag) beobachtete Mall [14] einen durchschnittlichen bis deutlichen therapeutischen Effekt bei über 80% der Patienten. Die Besserung begann bereits nach wenigen Tagen der Medikamentenverabreichung und war außer durch eine Hebung der Stimmung durch eine Abnahme der Angstsymptome und eine Zunahme des Antriebes gekennzeichnet. Die Nebenerscheinungen waren eher gering und bestanden hauptsächlich in der bekannten Müdigkeit während des Tages, Schwindel, Ataxie und Dämpfung. Es erhebt sich die Frage, ob die beobachetete Wirkung wirklich eine antidepressive war oder ob sie der bekannten Anxiolyse entsprach. Als nun Beckmann u. Haas [1] kürzlich auch über antipsychotische Wirkung von ultrahohen Diazepamdosen bei Schizophrenen berichteten, waren wir sehr daran interessiert zu erforschen, ob sich nicht hohe Benzodiazepindosen von niederen hinsichtlich ihrer zentralen Effekte, die mit Hilfe des quantitativ analysierten EEG gemessen werden, unterscheiden. Letzteres hat sich zu einem sehr wertvollen Verfahren für die Klassifikation psychotroper Substanzen und für die Bestimmung von Dosis-Wirkungs-Relationen psychoaktiver Substanzen auf ihr Zielorgan — das menschliche Gehirn [3, 8, 10, 19, 20, 21] entwickelt.