Sozioepidemiologische Studie über die Venenleiden bei einer erwachsenen Wohnbevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland

Summary

During the general X-ray examination in the Tübingen study 4,530 persons between the ages of 17 and 70 were interviewed and, with only a few exceptions, photographed. The persons examined correspond in age and professional distribution to the population of the Federal Republic.

Almost three-fourths of all the women and one-half of all the men complained of problems with their feet, joints, and legs. Only 14% reported no changes in their venous system. Statistically this means that 5,3 million citizens of the Federal Re-public suffer from advanced venous insufficiency and 800,000 to 1 million from ulcerative disorders in their legs. Women are hardly more frequently afflicted than men, but this difference is significant. However, their condition is more severe and they suffer greater discomfort. Age, heredity, and the number of pregnancies were found to be further risk factors. Five per cent of the subjects with venous disorders - and by no means just the older ones - were considerably hampered in their profession.

The data on the therapy undertaken were also very informative. Thirty per cent had resigned themselves to their condition, and only every fifth person was under medical supervision. Local treatment was most commonly administered. One-third took medication. In two-thirds of the cases treatment involving a compress was abandoned before completion. Nevertheless, approximately one-half of those affected considered their condition to be improved after therapeutic measures; one-third could not detect any improvement.

The study makes clear the great sociomedical importance of venous disorders and the urgency of applying preventative and curative treatment.

Zusammenfassung

In der Tübinger Studie wurden im Rahmen der Röntgenreihenuntersuchung 4530 Personen im Alter von 17–70 Jahren über Venenleiden befragt und bis auf wenige Ausnahmen fotographiert. Die Untersuchten entsprechen in der altersmäßigen und beruflichen Zusammensetzung der des Bundesgebietes.

Über Beschwerden mit Füßen, Gelenken und Beinen klagten fast ³/₄ aller Frauen und die Hälfte aller Männer. Nur 14% waren frei von jeglichen Venenveränderungen. Hochgerechnet leiden 5,3 Millionen Bundesbürger an einer fortgeschrittenen Veneninsuffizienz, 800000 bis 1 Million an einem Geschwürsleiden der Beine. Frauen sind nur unwesentlich häufiger befallen als Männer, sie haben aber die schwereren Befunde und die größeren Beschwerden. Als weitere Risikofaktoren schälten sich Lebensalter, erhebliche Belastung und die Zahl der durchgemachten Schwangerschaften heraus. 5% der Befragten - und keineswegs nur die älteren - mit Venenleiden waren in ihrem Beruf erheblich beeinträchtigt.

Aufschlußreich waren auch noch die Angaben über die durchgeführte Therapie: 30% hatten resigniert, nur jeder 5. wird regelmäßig vom Arzt kontrolliert. An vorderster Stelle steht die Lokalbehandlung. ¹/₃ nimmt Medikamente ein. Die Kompressionsbehandlung wird in ²/₃ der Fälle vorzeitig abgebrochen. Trotzdem hielt etwa die Hälfte ihren Zustand nach den therapeutischen Maßnahmen für gebessert, ¹/₃ konnte keine Besserung feststellen.

Die Studie verdeutlicht die große sozialmedizinische Bedeutung der Venenleiden und die Dringlichkeit ihrer protektiven und kurativen Behandlung.

Abbildungen und Tabellen wurden mit freundlicher Genehmigung des Verlages entnommen aus: Venenleiden, eine repräsentative Untersuchung in der Bevölkerung der BRD (Tübinger Studie). Herausgegeben von H. Fischer unter Mitarbeit von L. Biland, A. DaSilva, E. Herwig, G. Mehringer, A. Mucker, M. Th. Widmer, P. Scheidler, L. K. Widmer. München, Wien, Baltimore: Urban & Schwarzenberg 1981