Krankheiten der Knochen, Gelenke und Muskeln

Zusammenfassung

Nichts ist leichter, als die Behandlung eines Beinbruchs oder einer Verrenkung! So dachte man lange Zeit im vorigen Jahrhundert, und überliess beide den Pfuschern, welche überall nach der alten Schablone curirten. Das bewiesen die vielen krumm- und schiefbeinigen Leute, die man täglich in den Strassen einhergehen sah Man wagte nicht an den von den Ureltern überlieferten Glaubenssätzen zu rütteln. Wie traurig es bei uns aussah, zeigt ein Blick in Henekel’s Buch, eine der ersten deutschen Monographien über Beinbrüche und Verrenkungen (1759). Abgesehen davon, dass dasselbe sich ganz auf französische Arbeiten stützt, reich an altem Gerümpel ist, konnten die Leistungen der deutschen Chirurgie nicht treffender charakterisirt werden, als mit des Verfassers Worten: „es lasse sich nicht leicht etwas Neues über jene beiden Capitel sagen.“ Dann folgten die Arbeiten von Simon Pallas (Prakt. Anleitung die Knochenkrankheiten zu heilen 1770) und J. Fr. Böttcher (Abb. von den Krankh. der Knochen, Knorpel und Sehnen. 3 Thle. 1781–93); fast die einzigen in Deutschland, welche die Fracturen vollständig abhandelten. Ueber Luxationen besass die ganze deutsche Literatur nicht Eine ausführliche Monographie. Nirgends ein bahnbrechender Fortschritt; nicht viel mehr als einige neue Verbände brachten unsere Landsleute den Leistungen des Auslandes hinzu. Hatten in der ersten Hälfte des Jahrhunderts hauptsächlich die Franzosen Verduc, Duverney und J. L. Petit sich der Fracturen und Luxationen angenommen, letztere beide überhaupt die ersten genauen Beschreibungen der Knochenkrankheiten geliefert, so begann in der zweiten Hälfte die Reform in England mit Percivall Pott (Some remarks an fractures and dislocations 1765. 68), welchem Kirkland (Obs. upon Mr. Pott’s general remarks an fractures 1770; appendix 1771) und Aitken (Essay an several important subj. in surgery 1771; essay an fractures and luxations 1790) folgten. In Frankreich knüpfte sich in dieser Periode der Fortschritt an Desault.