Zusammenfassung
Die sokratische Ironie ist noch immer aktuell, und wenn wir uns dem Gebiet des allgemeinen Welt- und Selbstverständnisses nähern und in ihm bewegen wollen, tun wir gut daran, uns den Sinn jenes „ich weiß, daß ich nicht weiß“ vor Augen zu halten und kritische Vorsicht walten zu lassen auch da, wo Geläufiges-Allzugeläufiges ein rasches Urteil zu erlauben scheint. Es fehlt uns zwar nicht an Achtung vor den positiven Wissenschaften, und wenn im Raum der allgemeinen Bildung ein Satz auftaucht, der sich durch seine Terminologie als Aussage einer positiven Wissenschaft zu erkennen gibt, so schalten wir gleich die Vorsicht ein, die aus der Einsicht entspringt, daß ein solcher Satz nur im Begründungszusammenhang dieser Wissen¬schaft ganz und echt zu verstehen ist. Aber wenn ein wie auch zu begrün¬dender und zu denkender Satz das allgemeine Selbst- und Weltverständnis berührt, so regt sich gleich die Gegenrede, als ginge es nur darum, sich da zu behaupten, wo man steht, und jedes Berührende durch Selbstbehauptung zu überwinden. Das ist eine fruchtbare Quelle von Mißverständnissen.
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Reidemeister, K. (1970). Über den Ursprung der Theologie Bultmanns. In: Die Unsachlichkeit der Existenzphilosophie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-65097-0_1
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