Zusammenfassung
Von der Astronomie und Geodäsie her ist GAuss auf das folgende Problem gekommen: Die wahren Werte ϑ1…, ϑr irgendwelcher physikalischer Konstanten (z.B. die Bahnelemente eines Planeten) seien unbekannt. Man habe nicht die Größen ϑ1…, ϑr selber beobachtet, sondern andere Größen x1,…,x n (z.B. die Koordinaten der Planetenörter zu verschiedenen Zeiten, von der Erde aus gesehen), deren wahre Werte ξ1,…,ξ n in bestimmter Weise von ϑ1…, ϑr abhängen:
Welche Werte der Parameter ϑ i sind am besten in Übereinstimmung mit den Beobachtungen x1,…, x n ? Schon LAgrange hat den Vorschlag gemacht, die,,beste Überein-stimmung“dadurch zu definieren, daß die Summe der Fehlerquadrate
zum Minimum gemacht wird. GAuss hat diesen Ansatz wahrscheinlichkeitstheoretisch begründet, indem er bemerkt, daß die Wahrscheinlichkeit, daß die beobachteten Werte x i zwischen t i −1/2 δt i und t i +1/2 δt i liegen, nach dem GAussschen Fehlergesetz für kleine δt i nahezu durch
gegeben ist, sofern keine systematischen Fehler vorhanden sind und alle Beobachtungen dieselbe Streuung σ haben. Diese Wahrscheinlichkeit δW wird bei gegebenen t i und δt i am größten für diejenigen £ in der durch (1) definierten Teilmannigfaltigkeit des ξ-Raumes, welche die quadratische Form
zum Minimum machen. Setzt man hier für die t i die beobachteten Werte x i so erhält man gerade die Form (2). Die,,besten Werte“von ϑ1…, ϑr sind also nach GAuss diejenigen, welche dem beobachteten Ergebnis die größte Wahrscheinlichkeit verleihen.
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van der Waerden, B.L. (1971). Die Methode der kleinsten Quadrate. In: Mathematische Statistik. Die Grundlehren der mathematischen Wissenschaften, vol 87. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-64974-5_8
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