Zusammenfassung
Die Jahrhundertwende gab dem Präsidenten, Prof. Christian Adolf Hermann Löhlein18) Gelegenheit, einen Rückblick auf das vergangene 19. Jahrhundert zu weifen. Seine Eröffnungsansprache vermittelt uns einen, umso wertvolleren historischen Eindruck, als in seiner Zuhörerschaft noch viele derjenigen saβen, die an der Entwicklung des Faches selbst nicht geringen Anteil hatten und Löhlein schon aus kollegialer Rücksicht nichts wirklich Wichtiges auslassen durfte. Die Univ.-Frauenkliniken waren damals mehr oder weniger Armenasyle, in denen vorwiegend unverheiratete Frauen entbunden wurden (nur ca. 20% der Wöchnerinnen der Gieβener Frauenklinik im Jahre 1900 waren verheiratet!). Die vermögende Klientel zog es vor, daβ der ärztliche Geburtshelfer ins Haus kam. Der Fortschritt in der Geburtshilfe wurde deutlich beherrscht durch die Antisepsis; die Lehre von Semmelweis hatte sich endlich breit durchgesetzt und die puerperale Mortalität war drastisch gesunken. Operative Entbindungen ersetzten die schrecklichen Notmaβnahmen der Zerstückelungsoperationen; zwarwar der Kaiserschnitt noch gefährlich, aber mit abfallender Tendenz. Der Schambeinfugenschnitt (Symphyseotomie) als Alternative behielt für geburtsmechanischen Komplikationen noch einen Platz. Eine inzwischen selbstverständlich gewordene Errungenschaft der mittleren Jahre des vergangenen Jahrhunderts war die bimanuelle Untersuchungstechnik und der ebenfalls Routine gewordene Gebrauch des Scheidenspekulums, später die Kürettage, zu der gerade Löhlein maβgeblich beigetragen hatte. Die chirurgische Antisepsis, eingeführt durch John Lister19), lieβ auch die Laparotomie zur operativen Behandlung von Eierstocksgeschwülsten aufblühen. Die führenden gynäkologischen Operateure des 19. Jahrhunderts waren vor allem „Ovariotomisten “ gewesen, allmählich hatten sich aber die Indikationen auf den Uterus ausgeweitet; das brachte aber auch die Gefahr der Polypragmasie mit sich.
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Ludwig, H. (1999). Christian Adolf Hermann Löhlein (1847–1901). In: Ludwig, H. (eds) Die Reden. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-59913-2_9
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