Zusammenfassung
Prof. Richard Werth26) war beeindruckt von der Fülle der Anmeldungen zu freien Vorträgen („Werden wir damit fertig werden?“). Diese Situation, knapp 20 Jahre nach der Gründung der Gesellschaft sichtbar geworden, regte ihn an, über ein Thema zu sprechen, welches die Veranstalter wissenschaftlicher Kongresse seither nicht losgelassen hat: Das Übermaβ an Veröffentlichungen, die man damals noch „literarische Produktion“ nannte. Werth plädierte dafür, die wissenschaftlichen Mitteilungen in Zukunft „ganz sachlich und so kurz als möglich“ zu halten, das dürfte nach seiner Ansicht “das Rezept sein, nach welchem in Zukunft….fachliterarische Arbeit zu verrichten sein“ würde. Zwar würden sich wissenschaftliche Mitteilungen damit der Form des „Autoreferates“ annähern, aber stilistische Formgewandtheit könne schlieβlich noch in Lehr- und Handbuchkapiteln unter Beweis gestellt werden. Auch erwog er, Teile der klinischen und wissenschaftlichen Lehre „für ein gröβeres ärztliches Publikum in mehr populärer Form darzustellen“. Hier liegt der Nachweis des Beginns der referierenden fachlichen Weiterbildungsliteratur. Schlieβlich war Werth darum besorgt, daβ die Ergebnisse eines Kongresses in nützlicher Frist veröffentlicht würden. Er setzte diesbezüglich eine Ergänzung der Statuten durch: „Der erste Vorsitzende wird nicht eher losgelassen, bis die Verhandlungen fertig gedruckt vorliegen.“ Dabei ist es geblieben. Die formale Präsidentschaft endete zwar weiterhin mit dem Schluβ des Kongresses, die Verantwortung für die betreffende Periode erlosch aber erst dann, wenn der Druck des Verhandlungsberichtes abgeschlossen war. Auch daraus ist eine Tradition geworden.
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Notes
Chrie: die grammatisch-rhetorische Bearbeitung von Gedanken in einem kurzen Aufsatz.
Thersites (Frechling) in Homers Ilias ein körperlich miβgestalteter, feiger Grieche, der gegen Agamemnon hetzte.
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Ludwig, H. (1999). Richard Werth (1850–1918). In: Ludwig, H. (eds) Die Reden. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-59913-2_11
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