Zusammenfassung
Das gegenwärtig kontroverseste Thema menschlicher Stammesgeschichte betrifft die Evolution von H. sapiens, des anatomisch modernen Menschen. Ursache hierfür sind nicht nur neue Fossilfunde, sondern auch innovative Impulse aus Nachbardisziplinen. Neue Datierungen von Schlüsselfunden führten zum Überdenken bestehender phylogenetischer Modelle, und molekularbiologische Befunde an rezenten Populationen etablierten eine neue Forschungsdisziplin, die Paläogenetik (s. Kap. 2.1.2). Die Variabilität der maternalen mtDNA wurde als Hinweis auf einen gemeinsamen afrikanischen Ursprung aller modernen Menschen vor rund 0,2 MJ interpretiert (Cann et al. 1987). Die Bezeichnung der ältesten gemeinsamen Vorfahrin aller rezenten Menschen als ‚afrikanische Eva‘ oder ‚lucky mother‘ (Wilson & Cann 1992) machte das Modell eines monogenetischen afrikanischen Ursprungs des H. sapiens populär. Autoren, die zuvor aufgrund der Interpretation der Fossilfunde das ‚out-of-Africa-Modell‘ begründet hatten, sahen sich bestätigt. Die Diskussion zwischen den für Kontinuität und Gradualismus plädierenden Multiregionalisten (MRE) und den für einen monogenetischen rezenten afrikanischen Ursprung der modernen Menschheit (Recent African Evolution, RAE) mit sukzessiver Verdrängung aller archaischen Populationen argumentierenden Anthropologen wurde in ungewöhnlich intensiver, bisweilen sogar verletzend scharfer Form geführt, ein Beleg dafür, daß die Evolution unserer Spezies offenbar immer noch mit anderen Maßstäben gemessen wird als die anderer Organismen. Lange Zeit wurden H. sapiens-Fossilien noch mit eigenen Art- und Unterartnamen belegt, während es in jüngerer Zeit weitgehend üblich ist, intraspezifisch nur noch zwischen dem ‚archaischen‘ oder ‚frühen‘ und dem ‚anatomisch modernen‘ H. sapiens zu unterscheiden.
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Literatur
Nach einer anderen Interpretation handelt es sich um ein Moustérien de tradition acheuléenne (Bosinski 1987).
Die Artefakt-Kulturen des subsaharischen Afrikas zwischen ca. 0,1 MJ und 8 TJ werden dem,Stone Age’ zugeordnet. Die weitere Untergliederung des Stone Age in,Middle Stone Age’ und,Later Stone Age’ ist umstritten, da die Grenze zwischen beiden Perioden nicht eindeutig zu ziehen ist (s. Phillipson 1995 ).
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© 1999 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
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Henke, W., Rothe, H. (1999). Oberpleistozäne Homininen. In: Stammesgeschichte des Menschen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-58962-1_9
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