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Gründe veränderter Einstellung zu unseren wissenschaftlich-technischen Lebensvoraussetzungen I: Die Lebensweltferne moderner Wissenschaft

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Der Lebenssinn der Industriegesellschaft

Part of the book series: Edition Alcatel-SEL-Stiftung ((SEL STIFTUNG))

  • 62 Accesses

Zusammenfassung

Die Gründe veränderter Einstellung zu unseren wissenschaftlich-technischen Lebensvoraussetzungen scheinen auf der Hand zu liegen. Für die ökologischen Folgen unserer Art zu leben, zu produzieren und zu konsumieren gilt das vor allem. Plötzlich, im letzten Vierteljahrhundert unseres Jahrtausends, gewinnt die ökologische Herausforderung den Rang einer Jahrtausendherausforderung. Wenn nichts geschieht, um zu ändern, was längst geschieht, so scheint es, werden unsere politischen Institutionen, wird unsere Kultur, ja schließlich die pure Existenz unserer eigenen Spezies in eine zerstörerische Krise geraten. Der bereits zitierte Sprayerspruch „No future“ ist der Ultrakurzkommentar zu dieser Aussicht. Indessen ist keineswegs evident, welche praktischen Konsequenzen sich aus dieser Aussicht für unsere gegenwärtige Lage kulturell und politisch ergeben. Mit der Auskunft „No future“ ist ja ohne Zusatzkommentar gar nichts anzufangen. Sollte der Spruch im adhortativen Sinn, nämlich als Ermunterung zum Tun dessen gemeint sein, was geeignet ist, ihn zu falsifizieren, so wird man ihn gern unübertüncht auf Betonwänden stehen lassen. Hätte er hingegen einen expressiven Sinn, nämlich den Sinn einer Hoffnungslosigkeitsbekundung, so könnte er, wenn er für die Befindlichkeit der Bevölkerungsmehrheit repräsentativ würde, leicht die Bedeutung einer sich selbst erfüllenden Prophetie erlangen. Verstünde man ihn als Prognose, so müßte man ihn auf der Expertenebene diskutieren; regional und sektoral differenzierte Analysen empirisch vermessener realer naturaler und sozialer Prozesse wären verlangt, wahrscheinliche kulturelle und politische Reaktionen auf sie wären abzuschätzen und in ihren voraussehbaren Wirkungen in die Prognostik der ferneren Abläufe einzugeben. Wer unbeschadet der Düsternisse der Expertenauskunft über das, was uns wahrscheinlich bevorsteht, tun möchte, was sich konkret tun läßt, den schlimmen Ausgang der Dinge abzuwenden oder doch hinauszuzögern, müßte nach den kulturellen und institutionellen, technischen und moralischen Voraussetzungen fragen, unter denen ein solches Tun allenfalls aussichtsreich wäre. Wo zum Beispiel eine zuständige Ministerialabteilung in einem EG-Land die Frage zu beantworten sucht, wie die ordnungspolitischen, näherhin abgabenrechtlichen, naturschutzgesetzlichen und preispolitischen Rahmenbedingungen aussehen müßten, um Landwirte instand zu setzen, ja interessiert zu machen, agrarchemische Bodeneinträge drastisch zu reduzieren, geschieht das. Auf derselben Ebene liegen Pläne zur Errichtung von Hochtemperatur-Müllverbrennungsanlagen, die nach unserem bisherigen Kenntnisstand auf die wirksamste Weise gefährliche Giftabfälle unschädlich machen könnten.

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© 1994 Springer-Verlag Berlin Heidelberg

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Lübbe, H. (1994). Gründe veränderter Einstellung zu unseren wissenschaftlich-technischen Lebensvoraussetzungen I: Die Lebensweltferne moderner Wissenschaft. In: Der Lebenssinn der Industriegesellschaft. Edition Alcatel-SEL-Stiftung. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-57937-0_3

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