Zusammenfassung
Die Gewässer unserer Kulturlandschaft unterlagen bzw. unterliegen einer vielfältigen Nutzung, und ihr Verlauf und der Charakter sind durch zahlreiche Eingriffe überformt worden. Natürliche Gewässer treten heute nur in einigen großen, anthropogen nicht beeinflußten Naturräumen auf, denn intensive Eingriffe in den Verlauf und die Abflußkapazität der Gewässer begannen bereits im Mittelalter. Diese Wassermengenbewirtschaftung wurde durch die Entwicklung der Landwirtschaft und Viehhaltung notwendig. Es wurden Wasserspeicher, Viehtränken und Löschteiche angelegt, und zur Vergrößerung der Anbauflächen wurden Flußtäler entwässert. Mit dem Beginn der Wasserkraftnutzung setzte ein massiver Flußverbau ein: Die Flüsse wurden aufgestaut, und es wurden verschiedenartige Wasserkraftanlagen betrieben, u.a. Mühlen, Sägewerke und Hämmer. Eine zweite Periode des intensiven Gewässerverbaus erfolgte mit Beginn der Industrialisierung: Wasser wurde in großen Mengen als Kühl- und Prozeß wasser entnommen und mit einer hohen Verschmutzung wieder zurückgegeben. Zugleich setzte ein schnelles Wachstum der Städte ein, und die anfallenden Abwässer wurden ohne oder mit nur unzureichender Reinigung in die Gewässer eingeleitet. In den 50er und 60er Jahren kam es zu einer erneuten Intensivierung des Gewässerausbaus als Folge der Technisierung, der Intensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung und durch den Einsatz leistungsfähiger wasserbaulicher Geräte. Ziel der Wasserwirtschaft war die Ausdehnung der landwirtschaftlichen Nutzflächen und eine nutzungsorientierte „funktionsgerechte“ Ausbildung der Gewässer. Die Gewässer sollten das anfallende Wasser schnell und sicher ableiten, und der Aufwand für die Gewässerunterhaltung sollte gering sein. Es entwickelte sich eine aus heutiger Sicht erstaunliche Akzeptanz für Bäche mit gerader Linienführung und einem einfachen, geometrischen Regelprofil.
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Gunkel, G. (2000). Auswirkungen des technischen Gewässerausbaus. In: Guderian, R., Gunkel, G. (eds) Handbuch der Umweltveränderungen und Ökotoxikologie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-57113-8_5
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