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Hungerkultur. Zur Erfahrung des Nahrungsmangels in der totalen Institution sowjetischer Kriegsgefangenenlager des Zweiten Weltkriegs

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Ernährung in Grenzsituationen

Part of the book series: Gesunde Ernährung ((ERNÄHRUNG))

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Zusammenfassung

Die Kriegsgefangenschaft des Zweiten Weltkriegs war ein generationsstiftendes Ereignis (Lehmann 1986; Steinbach 1991; Karner 1995; Hilger 2000). Vom Gefangenenschicksal waren im Zweiten Weltkrieg insgesamt ca. 35 Millionen Menschen betroffen, davon etwa elf Millionen auf deutscher Seite. Die Gefangenschaft deutscher Soldaten dieses Krieges zog sich über nahezu 17 Jahre hin, vom Kriegsbeginn bis in die ersten Wochen des Jahres 1956. Die wichtigsten unter den 20 Gewahrsamsländern für deutsche Gefangene waren die Sowjetunion, die USA, Großbritannien und Frankreich. In der Sowjetunion, wo die Verhältnisse am härtesten waren, lebten ca. 3, 2 Millionen Gefangene. Etwa ein Drittel ist an Entkräftung, an Hunger oder an Krankheiten gestorben. Wie „unmenschlich“ die Bedingungen in den Lagern in ihrem Ergebnis auch immer waren: Es lag nicht an einer unmenschlichen Einstellung der sowjetischen Gewahrsamsmacht. Diese Feststellung hat besonderes Gewicht, wenn die Lebensbedingungen der sowjetischen Gefangenen in deutschen Lagern zum Vergleich herangezogen werden. Hier kamen von 5,7 Millionen Gefangenen 3,3 Millionen ums Leben. Ihr Tod muss als Teil einer systematisch betriebenen nationalsozialistischen Ausrottungspolitik gesehen werden. Es ist unverzichtbar, sich den noch härteren Leidensweg der sowjetischen Kriegsgefangenen stets vor Augen zu halten, wenn es um das Schicksal der deutschen Kriegsgefangenen in der Sowjetunion geht.

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Uwe Spiekermann Gesa U. Schönberger

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Lehmann, A. (2002). Hungerkultur. Zur Erfahrung des Nahrungsmangels in der totalen Institution sowjetischer Kriegsgefangenenlager des Zweiten Weltkriegs. In: Spiekermann, U., Schönberger, G.U. (eds) Ernährung in Grenzsituationen. Gesunde Ernährung. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-56106-1_9

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