Zusammenfassung
Sophus Lie hatte sein Studium beendet. Seine Ausbildung war abgeschlossen, und es quälte ihn, dass er nicht mit Sicherheit wusste, was er mit dieser Ausbildung und mit seinem Leben anfangen sollte. Die letzte Studienzeit scheint schwierig gewesen zu sein, und als er urn die Weihnachtszeit 1865 nach Hause nach Moss fuhr, war er niedergeschlagen. Sein Freund Motzfeldt meinte später, diese diistere Stimmung habe mit Lies Enttauschung zusammengehangen, beim abschließenden Examen nicht die Bestnote erreieht zu haben. Wahrscheinlich spielten auch andere Dinge mit hinein, und ganz sieher war die Depression ernster als Motzfeldt glaubteo Nachdem er sich fast drei Monate im Hause seines Vaters aufgehalten hatte, schrieb er in einem Brief an Motzfeldt: „Danke und nochmals Danke für Deinen Brief. Ich betrachte ihn als ein Zeichen dafur, dass Du mich nicht völlig aufgegeben hast, obwohl ich ein verlorenes Subjekt bin.“ Er fuhr fort, „in Wahrheit grenzenlos gedankenlos, leiehtsinnig, schlecht“ gewesen zu sein, und obwohl sie in den letzten Jahren viel Zeit miteinander verbracht hatten fuhr er weiter fort: „Wenn Du mir glauben magst, dann werde ich Dir bei Gelegenheit meine Geschichte erzählen.“ Er bat inständig darum, dass Motzfeldt sieh weiterhin als seinen Freund betrachten möge, denn dann wiirde er (Lie) „möglicherweise, obwohl die Wahrscheinlichkeit fast verschwindend gering ist“, in der Lage sein, sich „einen Platz in der Gesellschaft“ zu erkämpfen. Dieser kurze Brief an den Freund in Christiania endete mit den Worten:
Als ich mich vor Weihnachten von Dir verabschiedete, dachte ich, es sei für aile Zeiten; denn es war meine Entscheidung, zum Selbstmörder zu werden. Doch habe ich nicht die Kraft dazu. Also werde ich wohl versuchen zu leben.
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Stubhaug, A. (2003). Auf der Suche nach einer Berufung. In: Es war die Kühnheit meiner Gedanken. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-55795-8_7
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