Zusammenfassung
In den letzten Jahren wurden traumatische Leberrupturen unter Ausschöpfung interventioneller Techniken zunehmend konservativ therapiert. Anhand einer retrospektiven Analyse des eigenen Krankenguts sollen die Therapieprinzipien stadiengerecht überprüft und kritisch gewertet werden. Material und Methoden:Im Zeitraum von Januar 1985 bis Juni 2001 wurden insgesamt 256 Patienten mit traumatischer Leberruptur behandelt. Anhand der Krankenakten erfolgte die Auswertung epidemiologischer Parameter, Verletzungsart- und -muster, Begleitverletzungen, Operationsindikation, Verfahrenswahl, Anwendung interventioneller Maßnahmen, Komplikationsraten, Liegedauer und überlebensraten. Ergebnisse:Die Entscheidung zu primär konservativem Vorgehen oder Operation wurde von der Kreislaufsituation, dem Abdominalbefund und dem Substitutionsbedarf an Erythrozytenkonzentraten abhängig gemacht. Bei insgesamt 256 Patienten wurden 14 Verletzungen durch ein spitzes Trauma hervorgerufen, in 242 Fällen lag ein stumpfes Abdominaltrauma vor. 65% der Patienten wurden konservativ, 35% primär oder sekundär operativ behandelt. Die Rate primär operativ behandelter Patienten verringerte sich im Zeitraum 1994 bis 2001 deutlich gegenüber dem früheren Zeitraum 1985 bis 1993. 68% der Verletzungen waren vom Schweregrad II - IV nach Moore. 10% der Patienten erlitten Verletzungen des Schweregrades V oder VI, bei 22% fanden sich Grad I- Verletzungen. Die Art und Schwere der Begleitverletzungen in den einzelnen Gruppen war statistisch nicht signifikant unterschiedlich. Die operative Therapie der Grad I und II- Verletzungen bestand ausschließlich aus Naht und Gewebeklebung, die Grad III und IV-Verletzungen wurden in 12 von 30 Fällen primär chirurgisch durch Debridement und Resektion erfolgreich im Ersteingriff behandelt. Eine Grad Vl-Verletzung wurde durch Notfalltransplantation therapiert. Sowohl die Gesamtmortalität der operativ therapierten Patienten(16 bis 100%) als auch die hepatisch bedingte Mortalität (0 bis 100%) des Patientenkollektivs korrelierte mit dem Schweregrad der Leberverletzung. Hingegen war der mittlere Polytraumascore in allen Gruppen vergleichbar. Die Komplikationsrate der operativ versorgten Patienten betrug 19%, die Gesamtkomplikationsrate betrug 9%. Insgesamt war eine signifikante Abnahme der Mortalität und Morbidität im zweiten Beobachtungszeitraum (1994-2001) festzustellen. Zusammenfassungg:Die Indikation zur primär operativen Versorgung der traumatischen Leberruptur ist aufgrund der guten Ergebnisse nach konservativer Therapie streng zu stellen. Die eigenen Daten lassen den Schluß zu, daß neben der Klebung und Naht das Debridement und die primäre Resektion bei ausreichender operativer Erfahrung geeignete Therapieoptionen sind. Kreislaufinstabilität und schwerste Verletzungen erfordern weiterhin korrektes Packen und zweizeitige Strategien.
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Gasse, HJ., Gasser, M., Simon, M., Thiede, A. (2002). Operationsindikation und Verfahrenswahl bei der traumatischen Leberruptur. In: Digitale Revolution in der Chirurgie. Deutsche Gesellschaft für Chirurgie, vol 2002. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-55715-6_30
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