Zusammenfassung
Ein Zehntel der Menschheit, ein Fünftel der Landmasse des Planeten; magere 3,6 Prozent der Weltwirtschaftsleistung.1 Afrika südlich der Sahara gab 1997 stolze 2,3 Prozent dieses Sozialprodukts für Militär aus (Deutschland 1,6 Prozent),2 aber nur ein Staat dort verfügt über eine modeme Armee — Südafrika als Erbschaft der Apartheid. Das ist Afrika im Jahre 2000, aus der Vogelperspektive betrachtet. 53 Mitgliedstaaten unter den 190 der Vereinten Nationen, folglich 28 Prozent des Stimmengewichts in der Generalversammlung, dazu seit 1965 stets zwei der zehn nicht-ständigen Sitze im Sicherheitsrat (39 afrikanische Staaten waren schon einoder mehrmals an der Reihe).3 Zwei Afrikaner dienten bisher den Vereinten Nationen als Generalsekretär, der Ägypter Boutros Boutros-Ghali (*1922) 1992–96 und seitdem, 2001 für eine zweite Amtsperiode wiedergewählt, der Ghanaer Kofi Annan (*1938). 1961/62 präsidierte zum ersten Mal ein Diplomat aus Afrika, der Tunesier Mongi Slim (1908–1969), der Generalversammlung.4 Das ist Afrika in der UNO. Offensichtlich bedeutet Afrika in der virtuellen Welt globaler Organisation mehr als in der wirklichen Welt des global en Marktes und globaler Macht.
Geb. 1927; 1946–1953 Studium der Geschichte in Berlin; 1953 Redakteur der französisch-deutschen Zeitung DOKUMENTE; 1958–1992 Lehrtätigkeit an der Freien Universität Berlin; seit 1968 Leiter der Arbeitsstelle Politik Afrikas im Otto-Suhr-Institut; seit 1976 ordentlicher Professor; 1992 Emeritierung.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Zusammenfassung
Bruttovolkseinkommen nach Kaufkraft (PPP GNI) 2000. World Development Report 2002, Washington/D.C. 2001, S.232/3. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen nach Kaufkraft südlich der Sahara lag bei US-$1.560 und erreichte im nordafrikanischen Tunesien US-$6.090, in der Republik Südafrika US-$9.180. Libyen ist in dieser Statistik der Weltbank nicht aufgeführt.
World Development Report 2000/2001, Washington/D.C. 2000, S. 306–307.
A. Quaison-Sackey, Africa Unbound, New York 1963, S. 126.
Ebd., S. 134.
Vgl. R. Comevin, Histoire du Togo, Paris 1959, S. 381 ff.; A. Quaison-Sackey (Fn. 5), S. 129 f. zitiert einen anonymen Beobachter aus dem Jahre 1959 wie folgt: „We heard that there was a petitioner coming from Africa and didn’t know quite what to expect ... None of the delegates knew much about Africa, and I sincerely believe that many of them expected someone to come rushing into the Council in a leopard skin and accompanied by a rumble of drums. Instead of which in strolled Sylvanus Olympio in his natty business suit ...“. Eine von der UNO überwachte Volksabstimmung bestätigte 1956 den Anschluss Britisch-Togos an das kurz vor der Unabhängigkeit stehende Ghana. In Kamerun ergab eine Volksabstimmung 1961 die Teilung des britischen Teilgebiets, wobei der Norden an Nigeria fiel, der Süden an das ex-französische Kamerun.
Zitiert laut Protokoll des Treuhandrates aus J.K. Nyerere, Freedom and Unity, Dar Es Salaam et al. 1966, S. 35 ff.; im Dezember 1956 sprach Nyerere vor dem Vierten Ausschuss der Generalversammlung, im Juni 1957 emeut vor dem Treuhandrat.
Vgl. A.A.J. van Bilsen, Vers l’Indépendance du Congo et du Ruanda-Urundi, Kraaimem 1958.
Rede an der Universität Laval, Québec/Kanada, 23.8.1993, hier zitiert nach F. Ansprenger, Blauhelme, in: K. Hüfner (Hrsg.), Die Reform der Vereinten Nationen, Opladen 1994, S. 55–79 (58).
E.W. Lefever, Crisis in the Congo, Washington/D.C. 1965, S. 31. Nach Lumumbas Sturz im Herbst 1960 zogen Ghana, Guinea, Marokko und Ägypten ihre Kontingente zurück; ONUC wurde durch Soldaten u.a. aus Nigeria ergänzt. Afrikanische Generäle kommandierten ONUC erst 1962/63 (Kebede Gebre aus Äthiopien) und in der letzten Phase 1964 (der spätere Militärherrscher J.T.U. Aguiyu Ironsi aus Nigeria).
Vgl. zuletzt D.N. Gibbs, The United Nations, International Peacekeeping and the Question of „Impartiality“ — Revisiting the Congo Operation of 1960, Journal of Modern African Studies 2000, S. 359–382.
Vgl. M.H. Khartoum, African Communist 1969, Nr. 37, S. 13–24.
Vgl. F. Ansprenger, Die Befreiungspolitik der Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) 1963 bis 1975, München et al. 1975.
Einen ersten Durchbruch hatte die OAU 1971 in der UN-Wirtschaftskommission für Afrika (ECA) erzielt: sie nahm Angola, Guinea-Bissau, Mozambique und Namibia gegen den Willen Portugals und Südafrikas als assoziierte Mitglieder auf, vertreten durch Befreiungsbewegungen. Endgültig beschloss die Generalversammlung mit GV-Res. 3280 (XXIX) yom 10.12.1974, den Befreiungsbewegungen Beobachter-Status zu verleihen; vgl. O. Krönert, Die Stellung nationaler Befreiungsbewegungen im Völkerrecht, Frankfurt/M. et al. 1984, S. 183 ff.
Die Sowjetunion und die CSSR enthielten sich der Stimme, die Volksrepublik China nahm an der Abstimmung nicht teil. Das Konfliktlösungs-Konzept der fünf Westmächte, das in die SR-Res. 435 vom 29.9.1978 einging, nahm wesentliche Teile eines Papiers auf, das die SWAPO diesen Fünf am 10.2.1978 vorgelegt hatte.
UN Doc. A/4502 vom 23.9.1960.
Accelerated Development in Sub-Saharan Africa, an Agenda for Action, Washington/D.C. 1981; Can Africa Claim the 21st Century?, Washington/D.C. 2000; vgl. S. Devarajan, D. Dollar, T. Holmgren (Hrsg.), Aid and Reform in Africa. Lessons from Ten Case Studies, Washington/D.C. 2001.
Lagos Plan of Action for the Economic Development of Africa 1980–2000, Genf 1982, (International Institute for Labour Studies); Text von NEPAD u.a. www.dfa.gov. za/events/nepad.pdf; vgl. T. Mkandawire, Ch. Soludo (Hrsg.), Our Continent — Our Future, African Perspectives on Structural Adjustment, Trenton (NJ/USA) Asmara (Eritrea) 1999.
P. Wolff, Strukturanpassungsprogramme, Versuch einer Bilanz nach zehn Jahren, Berlin 1991, S. 36 (DIE).
S.P. Schatz, Structural Adjustment in Africa, a Failing Grade So Far, Journal of Modem African Studies 1994, S. 684.
Can Africa Claim the 21st Century? (Fn. 19), S. 9.
H. Melber, sadec-brief (BonniISSA) 4-01 (Beilage zu Afrika süd 2001 Nr. 5); vgl. für ältere Stadien des NAI-Programms: R. Kappel: Afrika — Illusionen über Entwicklung — Immer wieder neue Wolkenkuckucksheime, E+Z 2000, S. 340–341; P.P. Waller, Der Durchbruch Afrikas im 21. Jahrhundert? Das „Millennium Africa Renaissance Programme“, Internationale Politik 11/2001, S. 1–10.
Vgl. K.C. Lavelle, Ideas Within a Context of Power — The African Group in UNCTAD, Journal of Modern African Studies 2001, S. 25–50.
Vgl. O. Furley, R. May (Hrsg.), Peacekeeping in Africa, Aldershot/GB 1999.
Vgl. F. Ansprenger, Freie Wahlen in Namibia, Frankfurt/M. et al. 1991; H. Weiland, M. Braham (Hrsg.), The Namibian Peace Process, Freiburg i.Br. 1994.
B. Boutros-Ghali, Introduction, The United Nations and Somalia 1992–1996, New York (UN Department of Public Information) 1996, S. 55; zum Vorspiel vgl. M. Sahnoun, Somalia — the Missed Opportunities, Washington/D.C. 1994; J. Hirsch, R. Oakley, Somalia and Operation Restore Hope, Washington/D.C. 1995 (Der Aigerier Sahnoun war Sonderbeauftragter des Generalsekretärs von April bis Oktober 1992, als er sich mit Boutros-Ghali zerstritt; Restore Hope war der Code für einen amerikanischen Militär-Einsatz in Somalia urn die Jahreswende 1992/93 zwischen UNOSOM I und II); vgl. femer R.H. Herrmann, Der kriegerische Konflikt in Somalia und die intemationale Intervention 1992 bis 1995, Frankfurt/M. et al. 1997; M. Weber, Der UNO-Einsatz in Somalia, Denzlingen 1997; J. Bartl, Die humanitare Intervention durch den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen im „Failed State“ — das Beispiel Somalia, Frankfurt/M. et al. 1999; instruktiv zum Fall Somalia V. Matthies in der vorliegenden Publikation.
A. Destexhe, Rwanda and Genocide in the Twentieth Century, London et al. 1995, S. 50; (Der Sicherheitsrat beschloss das neue Mandat für UNAMIR (SR-Res. 918) am 17.5.1994; die Tutsi-Armee aus Uganda besetzte die Hauptstadt Kigali am 4.7. und erklärte am IS.7. den Bürgerkrieg für beendet; vgl. J.-C. Willame, L’ONU au Rwanda 1993–1995, Paris 1996; H.K. Anyidoho, Guns over Kigali, Accra 1997; R. Houzel, Rwanda 1993–1997, Paris 1997; R.-O. Richard, Casques Bleus Sang Noir — Rwanda 1994 — Zaire 1996, Brüssel 1997.
Vgl. M.J. Anstee, Orphan of the Cold War, the Inside Story of the Collapse of the Angolan Peace Process 1992–93, London et al. 1996.
Vgl. A. Conchiglia, Cuisant échec des Nations Unies en Angola, Monde Diplomatique Juni 1999, S. 27.
Offizieller Bericht: The United Nations and Mozambique 1992–1995, New York (UN Department of Public Information) 1995; vgl. Ch. Alden, The UN and the Resolution of Conflict in Mozambique, Journal of Modern African Studies 1995, S. 103–128.
Vgl. M. de Froberville, Sahara Occidental, la confiance perdue, Paris 1996.
Vgl. J.-M. Châtaigner, L’ONU et la Sierra Leone — d’une crise à l’autre (mai 1997-mai 2000), Afrique Contemporaine, April–Juni 2001, S. 29–50.
UN Doc. Al551305-S/2000/809; der Arbeitsgruppe gehörte auch der deutsche General i.R. Klaus Dieter Naumann an, der 1996–99 Vorsitzender des Militärausschusses der NATO war; näher zum Brahimi-Bericht siehe den Beitrag von W. Kühne in dieser Publikation.
Vgl. C. Stelzenmüller, Mit Charme zur Sache — UN-Generalsekretär Kofi Annan findet in Afrika deutliche Worte, der überblick 2/1998, S. 58–59.
Ich habe diese Absätze schon früher zitiert, aber sie erscheinen mir wert, wiederholt zu werden; vgl. F. Ansprenger, Politische Geschichte Afrikas im 20. Jahrhundert, München 1999, S. 201.
Vgl. P. Meyns, Von der OAU zur „Afrikanischen Union“ — Khadafis Engagement für die afrikanische Einheit, Intemationale Politik 11, 2001, S. 45–52.
Gepredigt wird diese Idee schon seit Jahrzehnten, ursprünglich von marxistischen Experten aus dem Norden, die natürlich die damalige EWG keineswegs als Vorbild betrachteten; vgl. R.H. Green, A. Seidmann, Unity or Poverty? The Economics of Pan-Africanism, Harmondsworth/GB 1968.
Author information
Authors and Affiliations
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2003 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
About this chapter
Cite this chapter
Ansprenger, F. (2003). Afrika in der UNO. In: von Schorlemer, S. (eds) Praxishandbuch UNO. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-55674-6_5
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-55674-6_5
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-642-62871-9
Online ISBN: 978-3-642-55674-6
eBook Packages: Springer Book Archive