Neuere Entwicklungen in der Partnerschaftsforschung: Wechselwirkungen zwischen Telekommunikation und Paarbeziehung

Zusammenfassung

Die Beziehungsforschung misst der verbalen und nonverbalen Kommunikation zwischen den Beziehungspartnern traditionell große Bedeutung bei. Sie konzentriert sich dabei jedoch bislang recht einseitig auf die Face-to-Face-Kommunikation und vernachlässigt Telekommunikation, obwohl diese weder quantitativ noch qualitativ randständig ist und in der heutigen Informations- und Mediengesellschaft an Bedeutung gewinnt: Nach Post und Festnetztelefonie sind es vor allem die unterschiedlichen Formen der Online-und Mobil-Kommunikation, die der Pflege bestehender sozialer Bindungen und dem Aufbau leuer sozialer Beziehungen dienen. Zudem läuft die Forschung zu Paarbeziehungen zuweilen Gefahr, den Gegenstandsbereich unreflektiert einzugrenzen und somit normativ zu besetzen, etwa indem sie die heterosexuelle nonogame Lebensgemeinschaft in den Mittelpunkt stellt und andere intime Bindungsformen systematisch übergeht, seien es etwa bewusst befristete romantische Beziehungen, Nebenbeziehungen, Fernbeziehungen oder auch Liebesbeziehungen mit einem für die Beteiligten selbst unklaren sozialen Status. Gerade solche Formen der Paarbindung gewinnen in den durch Mediatisierung, Individualisierung, Mobilität und Wertewandel geprägten postindustriellen bzw. postmodernen Gesellschaften an Bedeutung.