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Zusammenfassung

Es handelt sich um eine der zentralen Vorschriften des ärztlichen Berufsrechtes. § 9 verpflichtet den Arzt, über das Behandlungsgeschehen zu schweigen und verbietet ihm darüber zu reden, es sei denn der Patient hat eingewilligt oder es besteht eine gesetzliche Offenbarungspflicht. Der Patient wird sich einem Arzt nur dann in voller Offenheit anvertrauen können, wenn er sicher sein kann, dass der Arzt von seinem Wissen nur zu Behandlungszwecken Gebrauch macht und es ansonsten für sich behält. Diese auf das Arzt – Patienten – Verhältnis aus-gerichtete, individuelle Sicht der Dinge wird durch die Einbindung der meisten Patienten in die Systeme der sozialen Sicherung (Kranken – Renten – Unfallversicherung) massiven Gefahren ausgesetzt, weil sich der Patient, um die Leistungen dieser Systeme in Anspruch nehmen zu können, offenbaren muss, wie etwa in §§ 60 ff. SGB I geregelt. Die zum Schutze des Patienten und seiner Daten getroffenen komplizierten Regelungen lassen die Befürchtung real erscheinen, dass sie aus Unkenntnis und Nachlässigkeit von den Verwendern missachtet werden könnten. Die moderne Informationstechnologie führt zu einer weiteren Gefährdung der Schweigepflicht, weil der Datenaustausch und die Datenweitergabe sehr viel einfacher möglich ist als früher.

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Notes

  1. 1.

    Vgl. dazu Ulsenheimer in: Laufs/Kern, § 6 Rz. 1 ff.; Knauer, Brose in: Spickhoff, § 203 StGB Rz. 2; Geilen in: Wenzel, Handbuch des Fachanwalts Medizinrecht, 2. Auflage 2009, Kap. 4 Rz. 596 ff.; Tsambikakis in: Prütting, Fachanwaltskommentar Medizinrecht, 2010, § 203 StGB Rz. 27 ff.

  2. 2.

    Vgl. Empfehlungen zur ärztlichen Schweigepflicht, Datenschutz und Datenverarbeitung in der Arztpraxis DÄ 2008 A-1026. Vgl. auch die Empfehlungen der Bundesärztekammer zur ärztlichen Schweigepflicht, DÄ 2008, A-1026.

  3. 3.

    Vgl. Lenckner in: Schönke, Schröder § 203, Rz. 5.

  4. 4.

    So LG Köln, Beschl. v. 2.4.1959 – Qs 76/59 NJW 1959, 1598; OLG Bremen, Beschl. v. 27.8.1982 – Ws 71/82, MedR 1984, 112; OLG Karlsruhe, Beschl. v. 25.11.1983 – 1 Ws 273/83, NJW 1984, 676.

  5. 5.

    Vgl. Lenckner in: Schönke, Schröder, § 203 Rz. 3.

  6. 6.

    So Rieger, Rz. 1643.

  7. 7.

    Vgl. hierzu die Entscheidung des BVerfG, Beschl. v. 23. 10. 2006 – 1 BvR 2027/02 GesR 2007, 37 wo genau eine derartige Entbindungserklärung im Streit war.

  8. 8.

    Rieger, Rz. 1641.

  9. 9.

    Kohlhaas, Medizin und Recht S. 25.

  10. 10.

    Vgl. hierzu Sikorski, MedR 1999, 449 sowie neuestens auch Meschke, Dahm, MedR 2002, 346; Kiesecker in: LdA 4740; Rz. 103 ff. m. w. Nachw.

  11. 11.

    Vgl. hierzu: Gramberg-Danielsen, Kern, NJW 1998, 2708.

  12. 12.

    Vgl. hierzu auch Kiesecker, Rieger, LdA 4740 – Schweigepflicht Rz. 116 ff. m. w. Nachw.

  13. 13.

    BVerwG, Urt. V. 12.5.1989 – 3 C 68/85, NJW 1989, 2961; BVerfG, Beschl. v. 29.4. 1996 – 1 BvR 1226/89, NJW 1967, 1638.

  14. 14.

    A.A. BVerwG, NJW 1989, 2961; VG Münster, Urt. V. 28.1.1983 – 13 A 834/82, MedR 1984, 118; wie hier Kiesecker LdA 4740 Rz. 122 ff.

  15. 15.

    Lippert, Weißauer, Rz. 570 ff.

  16. 16.

    Künftig kommt auch noch der Notfallsanitäter hinzu.

  17. 17.

    A.M. Rieger, Rz. 1637, Lenckner in: Schönke, Schröder § 203 Rz. 25.

  18. 18.

    Lippert in: Dörfler, Eisenmenger, Lippert, S. 16 f.; differenzierter Bockelmann. S. 29 f.

  19. 19.

    BGH, Beschl. v. 7.8.1984 – IVa ZB 18/83, NJW 1984, 2893; Laufs, Rz. 435; BGH, Urt. V. 31.5.1983 – VI ZR 259/81, MedR 1984, 24.

  20. 20.

    Vgl. hierzu neuestens für den Internet- Bereich Hoeren, NJW 2005, 2113.

  21. 21.

    Kreuzer, Med. Klinik 1976, 1396, 1467, 1520; 1977, 776; Lippert, DMW 1981, 214; Lippert, Notfallmedizin 1994, 322.

  22. 22.

    OLG Hamm, Urt. v. 9.11.1994 – 3U 120/94, MedR 1995, 328.

  23. 23.

    A.A. Rieger, LdA, 4305 Praxisnetz, Rz. 73 ff.

  24. 24.

    Lippert, Lehrfreiheit, DMW 1981, 214; Helle. MedR 1996, 13 ff. Das in der Forschung tätige nichtärztliche Personal unterliegt über § 203 Abs. 2 Nr. 6 der Pflicht zur Geheimhaltung, vgl. o. Rz 16.

  25. 25.

    BGH, Urt. v. 10.7.1991 – VIII ZR 296/90, NJW 1991, 2955 (Forderungsabtretung); BGH, Urt. v. 11.12.1991 – VII ZR 4/91, NJW 1992, 737 (Praxisverkauf); BGH, Urt.. 20.5.1992 – VIII ZR 240/91, MedR 1992, 330 (ärztliche Verrechnungsstelle). Vgl. zu diesem Komplex neuestens Buchner, MedR 2013, 337, der dazu einige interessante (strafrechtliche) Konstruktionen aufzeigt, die aber alle nicht funktionieren.

  26. 26.

    BGH, NJW 1991, 2955.

  27. 27.

    Urt. v. 11.12.1991 – VIII ZR 4/91, MedR 1992, 104.

  28. 28.

    BGH, Urt. v. 20.5.1992 – VIII ZR 240/91MedR 1992, 330; Bongen, Kremer, NJW 1991, 2955, die zu Recht darauf hinweisen, dass nach datenschutzrechtlichen Vorschriften die Einwilligung sogar der Schriftform bedarf. Zu den Datenschutzrechtlichen Problemen vgl. Iraschko-Luscher, Bayh, MedR 2009, 453 m. w. Nachw.

  29. 29.

    Lenckner in: Schönke, Schröder, § 203, Rz. 5.

  30. 30.

    Lenckner in: Schönke, Schröder, § 203, Rz. 9.

  31. 31.

    BVerfGE 65, 1.

  32. 32.

    Gesetz vom 20.7.2000 BGBl. I S. 1045.

  33. 33.

    Gesetz vom 5.11.1997 BGBl. I S. 2631.

  34. 34.

    Gesetz vom 10.August 2009 (BGBl. I S. 2702). Das ursprüngliche Krebsregistergesetz des Bundes vom 4. 11.1994 (BGBl. I S. 3351) war bis 31.Dezember 1999 befristet und ist außer Kraft getreten.

  35. 35.

    Vgl. hierzu BGH, Beschl. v. 17.2.2005 – IX ZB 62/04NJW 2005 1505; es ist im Übrigen nur schwer verständlich, warum in diesem (eigentlich eindeutigen) Fall erst der BGH Rechtsklarheit hat schaffen können.

  36. 36.

    So auch Deutsch, Rz. 379; Das OLG Frankfurt Urt. v. 5.10.1999 – 8U 67/99, MedR, 2000, 197 nimmt im Fall der HIV-Infektion eines Patienten sogar eine Pflicht zur Information des bei demselben Arzt in Behandlung befindlichen Ehepartners an (entgegen BGH, Urt. v. 8. 10. 1968 – VI ZR 168/67, NJW 1968, 2288).

  37. 37.

    So BGH, Urt. v. 8.10.1968 – VI ZR 168/67, NJW 1968, 2288.

  38. 38.

    Gesetz zur Stärkung eines aktiven Schutzes von Kindern und Jugendlichen (BKiSchG) 22. Dezember 2011 (BGBl. I S. 2975)

  39. 39.

    Lippert, ÄBW 1992, 412, Simitis, NJW 1984, 398; zu den datenschutzrechtlichen Problemen im Forschungsbereich bei Biobanken vgl. Wellbrock MedR 2003, 77 (aus Sicht des Datenschützers); zum Verhältnis Datenschutz und Schweigepflicht neuestens auch Buchner, MedR 2013, 337, der gut aufzeigt, dass die elektronische Datenverarbeitung nicht mehr in den Kinderschuhen steckt. Schade nur, dass er über weite Strecken seines Beitrages der Faulheit der Ärzte das Wort zu reden scheint, denen die Einholung der Einwilligung zu aufwändig ist.

  40. 40.

    BVerfGE 65,1 = Urt. v. 15. 12. 1983 – 1 BvR 209/83, NJW 1984, 419 – Volkszählungsurteil.

  41. 41.

    Kilian, MedR 1986, 7; zu den datenschutzrechtlichen Problemen bei Anwendung der Telemedizin vgl. Berg, MedR 2004, 411 m. w. Nachw.

  42. 42.

    Lippert, MedR 1993, 17 m. w. N.; vgl. zu den Datenschutzproblemen bei grenzüberschreitenden klinischen Prüfungen: Weisser, Bauer, MedR 2005, 339 m. w. Nachw. Sie bekräftigen den hier vertretenen Standpunkt.

  43. 43.

    Vgl. hierzu BGH, Urt. v. 22.12.1999 – 3 StR 401/99, MedR 2000, 426.

  44. 44.

    Zum Umfang des Zeugnisverweigerungsrechts des Arztes bei einer Tätigkeit als Sachverständiger BGH, Urt. v. 6.12.2001 – 1 StR 468/01, MedR 2002, 309.

  45. 45.

    LG Dortmund, Beschl. v. 31. 5. 1972 – 14 Qs 51/72, NJW 1972, 1533.

  46. 46.

    BVerfG, Beschl. v. 8. 3. 1972 – 2 BvR 28/71, NJW 1972, 1123.

  47. 47.

    BGH, Urt. v. 3. 12. 1991 – 1 StR 120 790, NJW 1992, 763 – Fall Theissen.

  48. 48.

    Vgl. Lippert, Weißauer, Rz. 581 f.

  49. 49.

    Zum Datenschutzrechtlichen Schutz von Körpersubstanzen vgl. Breyer, MedR 2004, 660.

  50. 50.

    Vgl. hierzu z. B. neuestens OLG Düsseldorf, Urt. v. 25.6.2008 – I- 15 U 170/07 dessen Sachverhalt durchaus sortentypisch für derartige alltäglichen Verstöße gegen die Schweigepflicht ist und für die es wegen der Geringfügigkeit des Verstoßes kein Schmerzensgeld gibt.

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Ratzel, R., Lippert, HD. (2015). § 9 Schweigepflicht. In: Kommentar zur Musterberufsordnung der deutschen Ärzte (MBO). Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-54413-2_14

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