Über den Einfluß von ACTH und Cortison auf die Vaccine-Infektion des Kaninchens

Zusammenfassung

Bald nach dem Bekanntwerden der so eindrucksvollen Wirkung des ACTH bzw. des Cortisons auf verschiedene Krankbeitsprozesse wurde man sich auch der Gefahren bewußt, die mit dieser Therapie verbunden sind. Es erfolgt ein tiefer Eingriff in die Abwehrlage des Organismus und latente Infektionen können durch die Behandlung aktiviert werden. Eine Reihe von Arbeiten befassen sich mit dieser unerwünschten Nebenwirkung — so brachten Kass und Finland im Vorjahr eine Zusammenstellung aus der Literatur — doch sind die bisherigen Mitteilungen wenig einheitlich und wir haben keine klare Anschauung über den Angriffspunkt und den Wirkungsmechanismus dieser Hormone. Es scheint festzustehen, daß durch ACTH und Cortison verschiedene Reaktionen des Organismus verändert werden, daß aber der Ablauf einer Infektion unbeeinflußt bleibt und sicher keine schädigende Einwirkung auf den Erreger erfolgt. Im Gegenteil, einzelne Erreger können sich unter der Hormontherapie besonders gut vermehren, wie Beobachtungen am Menschen und tierexperimentelle Arbeiten beweisen. So bessert sich bei der bakteriellen Pneumonie unter ACTH das Allgemeinbefinden, während der organische Prozeß weiterläuft, ja sich verschlimmern kann. Diese Verschleierung der Symptomatik wird zu einer Gefahr besonders dann, wenn eine Sekundärinfektion unter dem das Allgemeinbefinden stimulierenden Einfluß dieser Hormone unerkannt hochkommt und nach Absetzen der Therapie plötzlich als ernste Komplikation in Erscheinung tritt.