Zusammenfassung
Es ist schon seit langem bekannt, daß Phosphor zu den Stoffen gehört, die in größeren Mengen auf den Fet übergehen. Schon im Jahre 1910 fand Hoffström bei seinen Untersuchungen, daß im Laufe der Schwangerschaft insgesamt etwa 56 g Phosphor vom Feten aufgenommen werden. Ob hierbei die Placenta eine aktive oder rein passive Rolle spielt, ist eine offene Frage. Übereinstimmende Untersuchungen verschiedener Autoren haben ergeben, daß der Phosphorgehalt des mütterlichen und kindlichen Blutes unterschiedlich ist. So enthält das kindliche Blut mehr anorganischen Phosphor, während andererseits der Gehalt des mütterlichen Blutes an Gesamtphosphor, abgesehen von Lipoidphosphor, höher ist. Es liegt natürlich nahe, diese Unterschiede als Ausdruck einer aktiven Mitwirkung der Placenta zu deuten. Bei meinen eigenen Untersuchungen über die Placentapermeabilität mit radioaktivem Phosphor machte ich nun die Feststellung, daß zwar kurz nach der Injektion der radioaktive Phosphor bereits im kindlichen Blute nachzuweisen ist, daß aber auch die Placenta selbst über längere Zeit einen konstanten Prozentsatz der initalen mütterlichen Serumkonzentration, welcher etwa bei 70-80% des 2 min-Wertes liegt, festhält. Auch diese Feststellung könnte dazu verleiten, der Placenta für den Phosphoraustausch eine aktive Mitarbeit zuzuschreiben. Ich selbst gehöre nicht zu Verfechtern dieser Anschauung und habe daher in meiner jüngsten Publikation in Anlehnung an die Untersuchungen an der Lunge von Freerksen und Meissner diskutiert, daß man dieses Verhalten durch eine Adsorption der großen Placentaoberfläche erklären könne. Inzwischen habe ich zur Klärung dieser Frage weitere Versuche angestellt. Eine Adsorption müßte sich auch an der überlebenden Placenta im Reagensglas nachweisen lassen. Ich habe zu diesem Zwecke 2 Versuchsreihen angesetzt. Zunächst wurden frischgeborene Placenten körperwarm gehalten und im Starmix zerkleinert. Zu diesem Placentabrei wurde im Verhältnis 1: 1 radioaktiver Phosphor in physiologischer Kochsalzlösung zugesetzt. Nach 1 Std Schütteln im Wasserbad von 37° wurde die Radioaktivität in 1 g Placentabrei und in 1 g Lösung bestimmt. Dann wurde nach Zentrifugieren die radioaktive Kochsalz lösung entfernt, durch inaktive Kochsalzlösung ersetzt und weiter geschüttelt, nach 2 Std gemessen und nochmals in der gleichen Weise nach 3 Std verfahren. Nach 1 Std enthält 1 g Placenta mehr Aktivität als 1 g Kochsalzlösung, die Placenta gibt aber den Phosphor verhältnismäßig leicht wieder ab.
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Kayser, H.W. (1955). Untersuchungen mit P32 über die Phosphoraufnahme der menschlichen Placenta. In: Archiv für Gynäkologie. Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie, vol 30. J.F. Bergmann-Verlag, Munich. https://doi.org/10.1007/978-3-642-53805-6_32
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