Zusammenfassung
Während bei den Eliminationsverfahren die Anzahl der erforderlichen Rechenoperationen bei n Gleichungen für n Unbekannte im wesentlichen mit n 3 anwächst und kaum damit zu rechnen ist, daß sich diese Anzahl etwa gegenüber dem Gaussschen Algorithmus noch wesentlich, wenn überhaupt herabdrücken läßt, muß ein grundsätzlich anderer Weg der Auflösung in dieser Hinsicht mehr Erfolg versprechen, die iterative Behandlung linearer Gleichungssysteme. Hier steigt nämlich die Zahl der Operationen, gleiche Anzahl der benötigten Iterationsstufen vorausgesetzt, nur mit n 2. Hierin mußte von jeher ein außerordentlicher Anreiz zur iterativen Auflösung gerade umfangreicher Gleichungssysteme liegen. Leider führt das Iterationsverfahren unmittelbar nur in seltenen Fällen zum Ziel, nämlich in der Hauptsache dann, wenn die Hauptdiagonalelemente der Koeffizientenmatrix dem Betrage nach genügend stark überwiegen. Für diesen Sonderfall ist schon früh von Seidel 1 ein einfaches und sehr wirksames Iterationsverfahren angegeben worden, von dem sich nachträglich herausstellte, daß es bereits Gauss bekannt gewesen und von ihm in verschiedenen Varianten benutzt wórden ist2. Da die für dieses Verfahren günstigen Verhältnisse — das Überwiegen der Hauptdiagonalglieder — nur in Ausnahmefällen (die in den Anwendungen immerhin mehrfach vorkommen) von vornherein zutreffen, da das Iterationsprinzip aber aus den geschilderten Gründen so sehr verlocken muß, so ist verständlich, daß man immer wieder versucht hat, eine iterative Auflösung auch für beliebige Gleichungssysteme zu ermöglichen, sei es dadurch, daß das Koeffizientenschema einer Vorbehandlung unterzogen wird, sei es, daß man dem Verfahren als solchem eine allgemeinere und von Fall zu Fall anpassungsfähige Gestalt gibt, oder schließlich, daß man Verfahren aufstellt, deren Konvergenz in jedem Falle gesichert ist.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Pa. L. Seidel, Münch. Akad. Abhandl. 1874, S. 81 - 108.
R. Dedekind, Gauss in seiner Vorlesung über die Methode der kleinsten Quadrate. Festschrift zur Feier des 150jährigen Bestehens der Kgl. Ges. d. Wiss. Göttingen. Berlin 1901.
R. v. Mises, H. Pollaczek-Geiringer, Praktische Verfahren der Gleichungsauflösung. Z. angew. Math. Mech. 9 (1929), S. 58-77. In ähnlicher Richtung bewegt sich eine wegen der Allgemeinheit ihrer Voraussetzungen (auch singuläre Koeffizientenmatrix und selbst unverträgliche Gleichungssysteme) interessante Arbeit von W. QUADE, Auflösung linearer Gleichungen durch Matrizeniteration. Bericht Mathematikertagung Tübingen 1946, S. 123 - 124.
Vgl. H. Wittmeyer, Über die Lösung von linearen Gleichungssystemen durch Iteration. Z. angew. Math. Mech. 16 (1936), S. 301 - 310. Hier wird auch über unveröffentlichte Arbeiten von U. Wegner berichtet.
L. Cesari, Sulle risoluzioni dei sistemi di equazioni lineari per approssimazioni successive. Rendic. reale Accad. naz. Lincei. Cl. Sci. fis. mat. natur. Vol. XXV ser. 6a. Roma 1937.
S. Kaczmarz, Angenäherte Auflösung von Systemen linearer Gleichungen. Bull. in Acad. Polon. Sci. Sér. A, 1937, S. 355 - 357.
G Cimmino, Calcolo approssimato per le resoluzioni dei sistemi di equazioni lineari. La Ricerca Scientifica, Ser. II. Vol. 1. Neu abgedruckt in Pubblicazioni dell'Istituto per le Applicazioni del Calcolo, Nr. 34 (1938).
Bezüglich der mit der Matrizentheorie aufs engste verknüpften Konvergenzuntersuchungen der Iterationsverfahren verweisen wir außer auf das oben zitierte Schrifttum besonders auf ein in Vorbereitung befindliches Buch von U. WEGNER, Numerische Methoden zur Lösung von linearen Gleichungssystemen. Vgl. auch L. Collatz, Eigenwertaufgaben [2], S. 322-324.
R. V. Southwell, Relaxation methods in engineering science. Oxford university press 1940.
S. 271, Anm. 1 und 2.
L. Collatz, Fehlerabschätzung für das Iterationsverfahren zur Auflösung linearer Gleichungssysteme. Z. angew. Math. Mech. 22 (1942), S. 357
Ber. Inst. Prakt. Math. T. H. Darmstadt, Prof. Dr. A. Walther. ZWB Unters. u. Mitt. (1944) Nr. 774, S. 11 - 14.
Mit dieser Frage beschäftigt sich auch H. W. Wittmeyer, Einfluß der Änderung einer Matrix auf die Lösung des zugehörigen Gleichungssystems sowie auf die charakteristischen Zahlen und Eigenvektoren. Z. a.ngew. Math. Mech. 16 (1936), S. 287-300. Auch dort werden unveröffentlichte Arbeiten von U. Wegner herangezogen, vgl. S. 271, Anm. 2.
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1950 Springer-Verlag Berlin Heidelberg
About this chapter
Cite this chapter
Zurmühl, R. (1950). Iterative Behandlung linearer Gleichungssysteme. In: Matrizen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-53289-4_24
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-53289-4_24
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-642-53290-0
Online ISBN: 978-3-642-53289-4
eBook Packages: Springer Book Archive