Zusammenfassung
Auch wenn beim Sieden löslicher Flüssigkeitsgemische Dampf und Flüssigkeit im Gleichgewicht miteinander stehen, müssen doch zwei grundsätzlich voneinander abweichende Fälle unterschieden werden. Der eine ist dadurch gekennzeichnet, daß der aus der Flüssigkeit gebildete Dampf letztere verläßt und in einen besonderen Dampfraum gelangt, in dem der Dampf nur noch an der Oberfläche mit der Flüssigkeit in Berührung ist und vom Flüssigkeitskern (von ihrer Innenmasse) getrennt bleibt. Dieser Raum besitzt eine Offnung, aus welcher der flüssigkeitsfreie Dampf stetig abströmt. Es herrscht dann nur an der Berührungsfläche zwischen den beiden Phasen Gleichgewicht, nicht aber zwischen den Kernmassen des Dampfes und der Flüssigkeit. Diese Art der Destillation wird „offene Destillation“ genannt. Im Gegensatz dazu steht die „geschlossene Destill ation“ . Bei ihr bleibt der gesamte gebildete Dampf mit der restlichen Flüssigkeit vom Anfang bis zum Ende der Verdampfung in einem geschlossenen Raum in steter Berührung. Dieser Raum wird beispielsweise durch das vom Gemisch durchströmte Innere von Rohren gebildet, welche auf der Außenfläche beheizt sind. An einem Ende strömt das Gemisch flüssig in die Rohre und am anderen Ende verläßt es letztere als Phasengemisch. Der gesamte gebildete Dampf und die Restflüssigkeit bleiben auf dem ganzen Destillationsweg innig miteinander gemischt und stehen in ihrer gesamten Masse miteinander im Austausch. Bei der rechnerischen Behandlung dieser Destillationsart wird deshalb die Annahme gemacht, daß an jeder Stelle Phasengleichgewicht zwischen Dampf und Flüssigkeit besteht. Die Voraussetzungen für die Verwirklichung dieser Annahme sind um so vollkommener erfüllt, je größer die Berührungszeit und die Austauschflächen zwischen den beiden Phasen sind. An einem Ende strö das Gemisch flüssigkeit in die Rohre und am anderen Ende verläßt es letztere als Phasengemisch.
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Literatur
Auf die Möglichkeit der Flüssigkeitszerlegung im Dünnschichtverdampf er wies der Verfasser dieses Buches im Oktober 1954 in einer Aussprache mit seinen Assistenten hin. In einem Ende des Jahres 1954 geführten Briefwechsel mit der Fa. Luwa A. G, Zürich erläuterte der genannte Verfasser das Verfahren der Flüssigkeitstrennung im Dünnschichtverdampfer. Auch der Fallstromverdampfer scheint für die Durchführung der stetigen Destillation anwendbar. In ihm läuft die Flüssigkeit ohne die Anwendung mechanisch bewegter Teile auf der Innenfläche der außen beheizten Rohre nach unten.
Siehe dazu: Kirschbaum, E., u. K. Dieter: Verdampfung und partielle Destillation im Dünnschichtverdampfer. Chem.-Ing.-Techn. 30, 715–720 (1958).
Dieter, K.: Der Wärmeübergang im Dünnschichtverdampfer. Diss. Techn. Hochschule Karlsruhe 1958.
Siehe dazu auch: Billet, R.: Flüssigkeitstrennung durch teilweise Destillation. Chem.-Ing.-Techn. 29, 733–742 (1957).
Siehe Fußnote 1 S. 100.
Eine graphische Lösung des Problems gibt H. Hausen in „Der Chemie-Ingenieur“, herausgegeben von A. Eucken und M. Jakob. Bd. I, Dritter Teil, S. 100. Leipzig: Akad. Verlagsges. m. b. H. 1933.
Aus M. Marder : Motorkraftstoffe, I. Bd., S. 93. Berlin : Springer-Verlag 1942.
Im englischen und amerikanischen Schrifttum mit „single flash“- oder nur mit „flash“-Kurven bezeichnet.
Piromoov, R. S., u. G. A. Beiswenger : A. P. J.-Bull. 10, Nr. 2, 52 (1929).
Murray, W. J. : Indust. Engng. Chem. 21, 917 (1929).
Siehe Fußnote 1, S. 105.
Siehe dazu N. Mayer : Röhrenerhitzer für Mineralöldestillation. Arch. f. Wärmewirtsch. Dampfkesselwes. 1934, H. 5, 137.
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Kirschbaum, E. (1960). Flüssigkeitstrennung durch einmalige Destillation. In: Destillier- und Rektifiziertechnik. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-52927-6_3
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