Zusammenfassung
Bei Betrachtung der Bedingungen zur Bildung und Entwickelung der Dünen an den Meeresküsten, entsteht eine höchst interessante Frage: in welcher Beziehung stehen die sekularen Veränderungen der Küstenlinie in vertikaler und horizontaler Richtung zu der Dünenbildung und welches sind die zu ihrer Entwickelung günstigeren Bedingungen — ein allmähliches Steigen der Küste oder ihr Sinken, eine positive oder negative Verschiebung der Strandlinie? Zum Vergleich ist am zweckmässigsten, zwei Karten neben einander zu betrachten: eine, auf welcher die Vertheilung der Stranddünen verzeichnet ist, und eine zweite, aus der man die Hebungs- und Senkungs-Gebiete des Festlandes, mit anderen Worten das Vor- oder Zurückschreiten der Küsten überblickt. Die Küsten Europas bieten in dieser Hinsicht einen grossen Vorzug dar, einmal, weil nur für diesen Welttheil einigermaassen zuverlässige Angaben über die Veränderung der Küstenlinie vorliegen, dann, weil die europäischen Küsten im Allgemeinen reich an Dünen sind und der Vergleich sich auf Küsten von einigen Hunderten von Kilometern Länge erstrecken kann.
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Literatur
Soweit bekannt, sind die Dünen des Golfes von Biscaya die höchsten unter allen Küstendünen, obwohl es an der Westküste Afrikas, zwischen dem Kap Bojador und dem Kap Verde solche von enormer Höhe von 120–180 m giebt. Es liegen indessen, freilich noch unkontrolirte, Angaben vor, dass diese Dünen nicht aus meeresabgelagertem Sande, sondern aus demjenigen der Sahara bestehen und demnach Innlanddünen sind, welche durch die herrschenden Nordostwinde seewärts verrückt wurden.
Delfortrie, Actes d. 1. Soc. linnéenne de Bordeaux, 1876, 31, (= [4], 1 ), P. 88.
Delesse, Bull. soc. de géogr., (4), 3.
Reclus, Nouv. géogr. universelle, 2, pl. 26; 1879.
Girard, Bull. soc. de géogr., 1875, (6), 10, 225.
Delesse, Lithologie du fond des mers, 1872, 187.
E. Reclus, Nouv. géogr. univers., russ. Ausgabe, 2, 197–198.
Die Küsten Flanderns sind von Ostende bis zur Scheidemündung von einer ununterbrochenen Kette von Dünen umsäumt, welche auch auf die Inseln der Schelde, der Maass, des Waal, des Lek sich ausbreiten. Ferner ziehen sich die Dünen vom Hoek van Holland ohne Unterbrechung his Helder hin und setzen dann auf die Inseln Texel, Vlieland, Terschelling, Borkum, Wangeroog u. a. hinüber, welche eine Art Vordamm vor den Küsten Frieslands, der Provinz Hannover und Oldenburgs bis hart an die Elbemündung bilden. Die Gesammterstreckung dieses Dünensaums beträgt bis zu 500 km und obwohl seine Breitenausdehnung meist nicht gross ist, beträgt diese an manchen Stellen dennoch mehrere Kilometer und ist namentlich in der Gegend vom Haag, bei Katwijk, Zandvoort und Haarlem so bedeutend, dass man, bei der verworrenen Vertheilung der Dünen, nach E. de Beaumont, ohne genaue Kenntniss der durch das Dünenlabyrinth sich hinwindenden Pfade, sich darin leicht für einen ganzen Tag verirren kann. Leçons de géol. prat., 1, 213–214; 1845.
Siehe Prestel, Der Boden der Ostfriesischen Halbinsel, Emden 1870. S. 65.
In Holstein und Schleswig sind die Dünen auf den Inseln vertheilt, welche als ununterbrochene Kette die Westküsten dieser Gebiete umsäumen; in Dänemark treten sie aber auf das Festland hinüber, wo sie sich bis Skagen hinziehen. Die Dünnzone ist an manchen Stellen wenig breit, und erreicht nicht einmal einen Kilometer, wobei die Dünen nur eine Reihe bilden; an anderen verbreitert sie sich jedoch zu 8–10 km und mehr und bietet ein äusserst verworrenes System von Dünen, welche in mehreren Reihen angeordnet sind. Die höchste Düne, der Blaabjerg, ist über 32 m hoch. Andresen, Om Klitformationen, 1861, S. 81.
Berendt, Geolobe des Kurischen Haffes, 1869, S. 65–70.
Vgl. weiter unten: „Die Dünen der Umgegend von Libau“.
Delesse, Lithologie du fond des mers, 1872, Atlas, carte I.
Hahn, Untersuchungen ü. d. Aufsteigen u. Sinken der Küsten, Leipzig 1879, S. 176–178.
Der vom Meere angeschwemmte Sand behalt längere Zeit seine Feuchtigkeit und wird bei feuchtem Klima, wie es fast immer an Meeresküsten der Fall ist, leicht mit Elymus arenarius, Arundo arenaria u. dgl. bewachsen. (Vgl. ausführlicher unter V.)
Prestel, Der Boden der Ostfriesischen Halbinsel, Emden 1870, S. 65.
Berendt, Geol. d. Kurischen Haffes, 1869, S. 81. Karélin, Reise auf dem Kaspischen Meere (russisch). Vgl. auch die hydrographische Karte des Kaspischen Meeres nach Iwaschíntzew.
Séwertzow, Exkursion zum Ostufer des Aralsees (russisch). Uebrigens wird am Ostufer des Kaspischen Meeres, namentlich südlich vom Karâ-Bughâs, der Sand vielleicht vom Winde aus den im Osten befindlichen Wüsten herbeigetrieben. In den Aralsee, und zwar an sein Südostufer, werden grosse Sandmassen wahrscheinlich durch die Flüsse Syr-Darja und Amu-Darjâ geliefert.
É. de Beaumont, Leçons de géol. prat., 1845, 1, 218.
Delesse, Lithologie du fond des mers, 1872, p. 34; E. Reclus, Nouv. géogr. univers., russ. Ausgabe, 2, 202.
Delesse, ebenda p. 117.
Ebenda p. 119. In dem Golf von Biscaya, wo die grösste Fluthhöhe 2,8–4,8 m beträgt, erreichen die Wellen eine Höhe bis zu 11 m.
Besonders deutlich muss sich der Unterschied der Reibung an der Wasser-und der Festlands-Oberfläche in den untersten, diese Flächen berührenden Luftschichten äussern. Eigentlich können auf eine sandige Anschwemmungszone, welche mehr oder weniger vor den Landwinden durch Bodenunebenheiten, Wald oder Gebüsch geschützt ist und ein wenn auch schwaches Gefälle gegen das Meer besitzt, nur Seewinde einwirken. Zur Errichtung einigermaassen hoher Dünen und zu ihrem Vorrücken ins Innere des Landes, müssen jedoch auch in den höheren Luftschichten Seewinde vorherrschen, was nicht durchweg der Fall ist.
H. Mohn, Grundzüge d. Meteorologie, 1875, S. 123.
Rykatschöw, Die Vertheilung der Winde üb. d. Baltischen Meere. Repert. f. Meteorologie, St. Peters)). 1878, 6, No. 7.
Forchhammer, Geogn. Stud. am Meeres-Ufer. N. Jahrb. f. Min. c., 1841, S. 5.
Delesse, Lithologie du fond des mers, 1872, p. 28.
In der Stadt Nikolajew ist die mittlere Windrichtung des Jahres N 23 0, die herrschenden Winde sind 0 und NO. In Taganrog herrscht allen anderen Winden gegenüber der Ostwind vor. Wes elowskij, „Lieber das Klima Russlands“ (russisch).
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Sokolów, N.A., Arzruní, A. (1894). Abhängigkeit der Dünenbildung von den sekularen Schwankungen der Küsten. — Dünen an steigenden und sinkenden Küsten. — Günstige Bedingungen für die Sandanschwemmung an sinkenden Küsten. — Abnahme des Sandes an steigenden Küsten. — Einfluss der täglichen Schwankungen des Meeres auf die Dünenbildung. — Antheil der Fluth und der Ebbe an der Anschwemmung des Sandes an die Küste. — Abhängigkeit der Lage der Dünen von der Richtung der herrschenden Winde. — Vorherrschen der Seewinde und der Landwinde an den Küsten. In: Die Dünen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-52575-9_4
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