Zusammenfassung
In unserer bisherigen Analyse haben wir uns auf ökonomische Argumente zur Beurteilung der Vorteilhaftigkeit der Mitgliedschaft in einer Währungsunion beschränkt. Die Entscheidung zum Verlassen eines gemeinsamen Währungsgebiets kann jedoch noch aus anderen, nicht durch die ökonomische Wissenschaft im engeren Sinne zu erklärenden Motiven, hervorgerufen werden. Der Austritt aus einer Währungsunion ist zunächst eine politische Entscheidung, er bedeutet mehr als die bloße Rückgewinnung des Wechselkursinstrumentariums, er stellt eine Abkoppelung von der Rest-Union, einen Rückgewinn an Souveränität dar. Im folgenden Kapitel 2 werden nun eine Reihe solcher außerökonomischer Faktoren besprochen, die zu Ursachen für den Austritt aus einer Währungsunion werden können. Das sich anschließende Kapitel 3 untersucht dann die Rolle politischer Entscheidungsträger bei der Austrittsentscheidung. Auch wenn diese beiden aus dem politischen Prozeß stammenden Faktoren in einer, der ökonomischen Analyse von Währungsdesintegrationen zugewandten, Arbeit vom Umfang nur recht kurz behandelt werden, kann ihre Wirkung und Relevanz für die Austrittsentscheidung nicht hoch genug eingeschätzt werden.
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Referenzen
Im deutschen Sprachgebrauch ist der Begriff des Nationalismus negativ besetzt und kann durch Patriotismus ersetzt werden.
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Vgl. auch Zarkovic-Bookman, Milica (1993, S. 14), The Economics of Secession, New York.
Für einen Überblick über Principal-Agent-Probleme vgl. z.B. Rees, Ray (1985), The Theory of Principal and Agent Part 1&2, in: Bulletin of Economic Research, Vol. 35, S. 326 und S. 75–95 oder Richter, Rudolf (1990), Sichtweisen und Fragestellungen der Neuen Institutionenökonomie, in: Zeitschrift für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Vol. 110, S. 571–591.
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Umgekehrt kann jedoch ein herannahender Wahltermin wiederum die Ursache eines Desintegrationsprozesses sein. So könnte ein regierender P olitiker mit einem mit der Desintegration einhergehenden außenpolitischen Konflikt eine Sammlung der Wähler hinter dem “nationalen Ziel” verfolgen, um etwa einer drohenden Abwahl aus innenpolitischen Motiven zu entgehen. Dieses Motiv der Desintegration entspricht dem in der Politologie entwickelten Motiv der Erklärung von Kriegen.
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© 1997 Physica-Verlag Heidelberg
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Muth, C. (1997). Einbeziehung des politischen Prozesses. In: Währungsdesintegration — Das Ende von Währungsunionen. Wirtschaftswissenschaftliche Beiträge, vol 151. Physica, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-52079-2_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-52079-2_5
Publisher Name: Physica, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-7908-1039-4
Online ISBN: 978-3-642-52079-2
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