Zusammenfassung
Es ist gut, sich in der heutigen Zeit zurückzuwenden zu dem Ansatz, von welchem Kahlbaum ausging. Wenn man heute die sog. phänomenologische Richtung der Psychopathologie, welche sich an Husserls Phänomenolcgie anschloß, überwunden hat, so ist dies an sich ein Gewinn. Wer aber nun in das Gegenteil verfällt und zurückkehrt zu jener Auffassung der seelischen Vorgänge, welche sie nur als Epiphänomene somatischer Prozesse begreifen möchte, der lebt nicht nur völlig an den tiefsten Errungenschaften unserer Zeit vorbei, sondern er verschließt sich auch die Möglichkeit einer wahrhaft biologischen Psychiatrie. Es ist daher wohl kein Zufall, daß diese Auffassung ihre neueste schiefste Formulierung („die Schizophrenie ist eigentlich eine Somatose“) in jener Richtung der Erbbiologie gefunden hat, welche aus der psychiatrischen Erbbiologie im wesentlichen eine statistische Wissenschaft ohne wirkliche Berührung mit der Klinik gemacht hat. Niemand wird die Notwendigkeit somatologischer Untersuchungen leugnen, niemand die Bedeutung der so gewonnenen Ergebnisse verkleinern wollen. Nur, eine lebensnahe und biologisch richtige Auffassung vom Wesen der Geistesstörungen kann man von einem so verhältnismäßig eng begrenzten Blickwinkel aus kaum gewinnen.
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Schneider, C. (1942). Die psychopathologischen Grundlagen. In: Die Schizophrenen Symptomverbände. Monographien aus dem Gesamtgebiete der Neurologie und Psychiatrie, vol 71. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-51420-3_3
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