Zusammenfassung
Bei den Völkern Mittelamerikas, bei den Mexikanern und bei den Völkern im Norden von Südamerika, fanden die eindringenden Spanier im 16. Jahrhundert eine hohe Kultur mit einheitlicher Rechnung und Sternkunde vor. Die Grundlage dieser Rechnung bildete die Zwanzigerzählung, deren Zahlen einen besonderen Namen, meistens eines Tieres, tragen. Diese Namen sind für die verschiedenen Völker nicht gleich, ähneln aber einander derart, daß ein gemeinsamer Ursprung, der vielleicht bei den Maja oder Tolteken zu suchen ist, sich nicht von der Hand weisen läßt. Von 20 als der kleinsten Einheit ausgehend, werden größere Einheiten wie 20 × 20, 20 × 400, 20 × 8000 usw. gebildet. Bei Benützung dieser Zahlreihen zur Zählung der Tage werden die 20 Namen mit den Zahlen 1–13 so verbunden, daß eine Reihe von 260 Zahlausdrücken, ein Tonalamatl, gebildet wird. Diese Reihe von 260 Tagen ist die Grundlage der Tageszählung. Nach 260 Tagen wiederholt sich die Reihe der Zahlausdrücke. Um bei der Zählung von Tagen auch größere Einheiten benützen zu können, wurden Einheiten 20 × 18 = 360, 20 × 360, 20 × 20 × 360 usw. gebildet. Dabei stellt die Einheit 360 offenbar das Rundjahr dar. Jeder der 18 Jahresabschnitte zu 20 Tagen wird durch ein Fest gefeiert und hat seinen eigenen Namen, welcher der landwirtschaftlichen Beschäftigung oder dem Wetter oder den Festen entnommen wird. Außer dem Rundjahr von 360 Tagen war das Jahr von 365 Tagen bekannt. Die fünf Tage am Ende des Jahres hießen die »überschüssigen«Tage; sie wurden gelegentlich mitgezählt und galten als unheilvoll. Zwischen diesem Jahr und dem Tonalamatl besteht der Ausgleich 52 × 365 = 73 × 260. Dieser Zeitraum von 18980 Tagen, Xiuhmolpilli genannt, gemäß welchem die Jahresanfänge mit denselben Zahlausdrücken des Tonalamatl sich wiederholen, spielte in der Zeitrechnung eine Rolle.
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Zinner, E. (1931). Die Sternkunde der Maya. In: Die Geschichte der Sternkunde. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-50909-4_11
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