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Europas Zuckerverbrauch im 14. und 15. Jahrhundert und seine Bezugsquellen

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Geschichte des Ƶuckers
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Zusammenfassung

1. Obwohl mit dem Falle Akkons das Heilige Land den Christen endgültig verloren war und diese ihre letzten Besitzungen Tyrus, Beirut und Sidon 1291 räumen mußten, so wurden hierdurch die Handelsbeziehungen der großen europäischen Mittelmeerhäfen zu den Städten Syriens dennoch kaum berührt und letztere in der Entwicklung ihrer Erwerbszweige nicht dauernd beeinträchtigt Was insbesondere die Zuckererzeugung anbelangt, so verlor zwar Syrien, das während der Kreuzzüge der größte Belieferer Europas gewesen war, viel von seiner Bedeutung zugunsten von Cypern; die Industrie zeigte sich jedoch hierdurch keineswegs in ihrem Bestande bedroht, vielmehr wurde das Zuckerrohr bis gegen Ende des Mittelalters in großem Maßstabe weiter angebaut, und Tyrus, Aleppo, Beirut, Sidon, Antiochia, Akkon, Caesarea, Jericho, Nablus1 sowie die Niederungen am Jordan, am See Tiberias und bei Kerak am Toten Meer blieben auch fernerhin die wichtigsten Erzeugungsstätten2. Als Hauptsitze der Fabrikation nahmen Damaskus und Tripolis3 den ersten Rang ein, namentlich seit sich vermutlich von der Mitte des 13. Jahrhunderts an die Kenntnis der Raffination aus Ägypten dahin (wie auch nach verschiedenen anderen Staaten und Ländern) verbreitet hatte; erreichten auch die Brotzucker Syriens niemals die Qualität der ägyptischen — sie galten stets als sehr geringwertig —, so bildeten sie doch neben Kandis, Kristallzucker und Zuckermehl einen belangreichen Ausfuhrartikel. Damaskus erzeugte neben Zucker auch noch viel Zuckerwaren und besonders vorzügliche, in Zucker eingemachte Früchte, die sich so hohen Rufes erfreuten, daß nach Galliciolli 4 noch 1477 Proben von solchen nebst einigen Zuckerhüten als Geschenk an die Republik Venedig gesandt wurden5. Rings um Damaskus züchtete man in Gärten und Hainen das erforderliche Obst, und man verstand, es mittels Schnee bis in den Sommer hinein frisch zu erhalten; Frescobaldi, der 1384 reiste, rühmt die Kunst, mit der man in Damaskus selbst für die heißeste Jahreszeit guten Schnee aufzubewahren wisse1, und Casola 2 erzählt: „In Syrien erhielt unser Schiffspatron ein Geschenk, bestehend in Wachs, Turbanstoff, Zucker und einem Sack voll Schnee, dessen Anblick in diesem Lande und im Monat Juli das ganze Schiff in das allergrößte Staunen versetzte.“ Die schon weiter oben erwähnte „Kunst des Konservierens von Schnee“, in deren Ausübung sich laut den Berichten Senecas 3 und Plutarchs 4 schon das Altertum sehr bewandert erwies, war also seither wenigstens in Europa sichtlich in Vergessenheit geraten, während in Syrien Gewinnung und Ausfuhr des Schnees (besonders zu Wasser und zu Lande nach Ägypten) andauernd in voller Blüte stand5. 2. Kein Staat zog aus dem Falle der christlichen Herrschaft im Heiligen Lande größeren Vorteil und keiner aus den sich an ihn knüpfenden Umständen und Wandlungen höheren Nutzen als das benachbarte Cypern; diese Insel nahm, vermöge ihrer Lage und Sicherheit und als christliches Reich im 14. Jahrhundert einen so außerordentlichen Aufschwung, daß sie zum vornehmsten Sammel- und Stapelplatz des gesamten Levantehandels wurde und an Reichtum und Größe des Umsatzes Konstantinopel und Alexandria gleichkam6. Richard Löwenherz hatte während des dritten Kreuzzuges Cypern besetzt, um sich am byzantinischen Kaiser Isaak dem Komnenen zu rächen, der gestrandete englische Schiffe plündern ließ und die gefangenen Kreuzritter widerrechtlich in Haft hielt; 1191 übergab er die Insel an Guy von Lusignan, der auf seine Würde als König von Jerusalem zugunsten Heinrichs von Champagne verzichtete Unter ihm und seinen Nachfolgern7 gedieh Cypern zu hoher Blüte, wozu nicht minder als der wachsende Handelsverkehr auch der Reichtum des mit dem fruchtbarsten Boden gesegneten Erdstriches an landwirtschaftlichen Produkten beitrug, unter denen neben dem Wein das Zuckerrohr eine Hauptrolle spielte.

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Literatur

  1. Kuske „Geschichte des Rheinlandes“ (Essen 1922) II, 62, 65ff.; 82ff., 205ff., 210; 214ff.

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von Lippmann, E.O. (1970). Europas Zuckerverbrauch im 14. und 15. Jahrhundert und seine Bezugsquellen. In: Geschichte des Ƶuckers. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-50670-3_9

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