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Vom medizinischen Autismus in der Alkoholfrage

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Zusammenfassung

Ein Paradiesgärtlein der Autismen aller Sorten ist von jeher die Alkoholfrage, gewiß nicht nur bei den Ärzten; aber der Stand als Ganzes läßt da seine spezielle Autismentruppe mittanzen. Er behauptet, der Alkohol sei gesund und verschreibt ihn massenhaft. In Wirklichkeit kennen wir nur dessen Schäden, und vom (medizinischen) Nutzen wissen wir nichts. Der Arzt zwingt den Patienten, bei dem er ein „Leber- und Nierenleiden“ gefunden hat, Tokayer und Kognak zu trinken, was der Patient nicht mag, und wenn dieser Gelüsten nach alkoholfreiem Weine hat, so warnt ihn der Arzt, der nehme ihm noch die Kräfte. Woher kennt er den Nutzen gerade des Tokayers bei einem Leber- und Nierenleiden ? und den Schaden der alkoholfreien Weine ? Ein armes Mädchen muß wegen Angstneurose neben verschiedenen „Medizinalweinen” in kurzer Zeit für Ioo Fr. Veltliner trinken. Heilt Veltliner die Angstneurose? Wenn ja, so wäre man für Beweise dankbar; aber allerdings das Mädchen ist dem Alkoholarzt ungeheilt davongelaufen. Der Durchschnittsarzt weiß immer noch nicht recht, daß Alkohol Alkohol ist, und wenn ich einem Patienten mit alkoholischem Magenkatarrh den Wein verbiete, so sagt ihm der Herr Bezirksarzt, er dürfe schon trinken, „aber guten Wein“. Den Rat befolgt der Mann und säuft sich nach allgemeiner ärztlicher und laiischer Ansicht bald ins Grab, und der junge anscheinend baumstarke Arzt, der sich getreulich an seine eigene Verschreibung hält, hat so viel Pflichtgefühl, ihm mit der Hilfe des guten Weines dorthin zu folgen. Der Arzt verschreibt einem Patienten, der sich aus seinem Laienverstande heraus vor dem Alkohol hütet, „gegen Aufregung Kognak mit Wasser”, der Kranke gehorcht, wird natürlich noch mehr als aufgeregt und schlägt seine Frau tot. Wo ist die Tatsache, die beweist, daß Kognak mit Wasser Aufregungen heilt ?

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© 1962 Springer-Verlag oHG. Berlin · Göttingen · Heidelberg

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Bleuler, E. (1962). Vom medizinischen Autismus in der Alkoholfrage. In: Das Autistisch-Undisziplinierte Denken in der Medizin und Seine Überwindung. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-49805-3_4

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