Arsen

Zusammenfassung

Arsen läßt sich mikroanalytisch mit Regelmäßigkeit in sämtlichen Organen des Körpers nachweisen. Die bisherigen Untersuchungen über den Verteilungsschlüssel des nicht markierten Elements im Organismus sind äußerst lückenhaft. Sie enthalten keine Hinweise auf spezifische biologische Funktionen des Arsens in bestimmten Geweben. Seine Gegenwart im Körper scheint daher nur alimentär bedingt. Anhalt für eine gesteuerte Resorption des Elementes im Magen-Darm-Trakt besteht nicht. Werden dem Organismus größere, den normalen Gehalt der Nahrung übersteigende Arsenmengen zugeführt, so findet sich eine selektive Anreicherung des Elementes in schwefelreichen Organen, besonders der Leber, Niere und der Haut mit ihren Anhangsgebilden. Arsenmangelzustände sind nicht bekannt. Die pharmakologisch bedeutsamen Eigenschaften unphysiologisch hoher Arsengaben bestehen aus einem hämatopoetischen Effekt, einer cytostatischen Wirkung auf Tumorzellen und der Fähigkeit, den Grundumsatz zu senken. Hinweise auf den hierbei vorliegenden Wirkungsmechanismus werden durch die chemische Verhaltensweise in den Geweben geliefert. Arsen liegt im Gewebe nur in dreiwertigem Zustand vor [Thuret (21)]. Es besitzt in dieser Form eine hohe Affinität zu SH-Gruppen [Voegtlin, Dyer u. Leonhard (22)], ist hierdurch in der Lage, das Redoxsystem Sulfhydryl-Disulfid des Cysteins und Gluthations zu blockieren. Nimmt man mit Weissbecker (23) an, daß durch ⁺⁺⁺As auch die Keto-Enoltautomerie der Ascorbinsäure und die Wasserstoffübertragungsfähigkeit verschiedener Dehydrasen gehemmt wird, so müßte man die Arsenwirkung im Gewebe mit der Erzeugung einer „Aredoxie“ identifizieren. Die Cytostase im besonders stoffwechselempfindlichen Tumorgewebe und die Senkung desGrundumsatzes müßten dann als Ausdruck der herabgesetzten oxydoreduktiven Leistungen der Zelle verstanden werden.