Holzverzuckerung

Zusammenfassung

Acht Jahre, nachdem G. Kirchhoff (1811) entdeckt hatte, daß sich Stärke durch Kochen mit Säuren verzuckern läßt, gelang es H. Braconnot¹, Cellulose mittels konzentrierter Schwefelsäure und nachfolgender Kochung mit verdünnter Säure quantitativ in ihre Bausteine, die Glucosemoleküle, zu zerlegen. Auf die außerordentliche Befruchtung der Gellulosechemie durch diese Beobachtung wurde bereits in der Einleitung zu Abschnitt 223.4 hingewiesen; allerdings gelang es nicht, das Verfahren, so wie es Braconnot im Laboratorium angewendet hatte, technisch auszugestalten. Für die restlose Verzuckerung waren so große Mengen starker Schwefelsäure anzuwenden, die nach beendetem Aufschluß sowie erfolgter Verdünnung mit Kalk neutralisiert werden mußten und dadurch verlorengingen, daß daran die Wirtschaftlichkeit scheiterte. Verfahren, nach denen die Hölzer einmalig mit verdünnter Schwefelsäure behandelt wurden und die auf dem grundlegenden französischen Patent von G. F. Helsens² (1854) beruhten, schufen keinen Ausweg, da die Zuckerausbeuten zu niedrig waren. Simonsen, der den Einfluß der Säurestärke, des Druckes und der Zeit auf die Zucker ausbeute näher untersuchte, kam bei technischen Verzuckerungen und Vergärungen nicht über 2 bis 8 1 Alkohol je 100 kg Holz hinaus. Auch die verschiedenen Patente von A. Classen⁴ brachten keine entscheidenden Fortschritte. M. F. Ewen und G. H. Tomlinson⁵ konnten deshalb die erste 1909 in Georgetown, USA, errichtete Holz Verzuckerungsfabrik nicht in Betrieb halten⁶, da die Ausbeuten nur 25% der theoretisch erreichbaren Werte betrugen.