Kinderbetreuung und Arbeitsangebot im einfachen neoklassischen Mikromodell

Zusammenfassung

Das traditionelle mikroökonomische Haushaltsmodell der Güternachfrage und des Arbeitsangebotes stützt sich auf die Annahme rational handelnder Individuen, die in Kenntnis und unter Berücksichtigung ihrer materiellen und technischen Restriktionen ihren Nutzen aus der Realisierung unterschiedlicher Kombinationen aus Freizeit und Güterkonsum abwägen und sich für das Bündel entscheiden, das ihnen den größten Nutzen stiftet. Die Kinderbetreuungsentscheidungen einer Frau und die Nachfrage nach Kinderhilfen sind im traditionellen mikroökonomischen Modell nicht ohne vorherige Modifikation der Modellspezifikation analysierbar. Insbesondere muß die besondere Beziehung zwischen dem Einsatz von Kinderhilfen und der Zeitallokation einer Frau modelliert werden.¹ Kinderhilfen stellen im allgemeinen ein Substitut der Kinderbetreuungszeit einer Mutter dar. Die Kinderbetreuungszeit konkurriert mit dem Zeiteinsatz einer Frau am Arbeitsmarkt und, falls die Modellspezifikation solche zuläßt, mit anderen Zeitverwendungsmöglichkeiten. Werden Kinderhilfen teurer, so steigt der Zeiteinsatz einer Frau in der Kinderbetreuung unter sonst gleichen Bedingungen, wovon auch der Einsatz von Zeit in alternativen Tätigkeiten betroffen ist. Dies begründet eine Simultanität der Haushaltsentscheidungen über die Nachfrage familienexterner Kinderbetreuung und die Berufstätigkeit bzw. das Arbeitsangebot der Frau auch in der kurzen Frist. Veränderungen im Preis von Kinderhilfen wirken sich auf die Höhe der “Kinderkosten” aus und lassen damit langfristig auch den Kinderwunsch bzw. die Fertilität nicht unbeeinflußt. Im Lebenszyklus sind Fertilität, Erwerbstätigkeit und die Nachfrage nach Kinderhilfen gemeinsam endogen.²