Zusammenfassung
Die mittelfristige Mengen- und Terminplanung muß realisierbare Planungsvorgaben in Form von Aufträgen mit kapazitiv und materialseitig machbaren Auftragsmengen und -terminen ermitteln /21, 46/. Diese Anforderung gilt insbesondere für den betrachteten Fertigungstyp Linienfertigung mit dem charakteristischen hohen Mechanisierungs- und Automatisierungsgrad: ein Kapazitäts- oder Materialengpaß gefährdet die Machbarkeit der zur Bedarfsdeckung erforderlichen Aufträge und damit letztlich die Lieferfähigkeit des Unternehmens.
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Literatur
Ein anderer Lösungsansatz ist die Engpaßbewältigung im Anschluß an den Planungslauf mit Unterstützung von Disponenten /11/. Die sukzessive Durchführung von Planungslauf und Engpaßbewältigung führt aber dazu, daß im nächtlichen Planungslauf zwar auf das verfügbare Kapazitätsangebot abgestimmte, aber u.U. nicht immer materialseitig machbare Planungsvorgaben erzeugt werden. Bei der stufenweisen Bestimmung von (kapazitiv machbaren) Aufträgen für Positionen einer Kapazitätsgruppe kann ein Engpaß einer dispositiv nachgelagerten, im Materialfluß vorgelagerten Ressource noch nicht erkannt und in die Auftragsbildung einbezogen werden (vgl. 2). Damit können auch die Auswirkungen von Engpässen im Beschaffungsbereich auf die materialseitige Machbarkeit geplanter Produktionsaufträge nicht mehr betrachtet werden. Somit sind die ermittelten Planungsergebnisse als Vorgaben für die Produktionsdurchführung bei einem auftretenden Engpaß ungeeignet: erst nach einer vollständigen Engpaßbewältigung und entsprechenden Korrektur der Planungsergebnisse durch den Disponenten werden akzeptable Planungsvorgaben erzeugt. Diese Korrektur umfaßt aber u.U. die Modifikation zahlreicher Kapazitätsbelegungen. Damit zeigt sich, daß der sukzessive Ansatz zur Engpaßbewältigung in der mittelfristigen Mengen- und Terminplanung nicht geeignet ist, weil die Planungsergebnisse des Planungslaufes (ohne daß erkannte Engpässe bewältigt wurden) keine machbaren Vorgaben für die Produktionsdurchführung darstellen und ferner der Aufwand zur nachträglichen Korrektur der Planungsergebnisse zumindest vergleichbar wäre mit dem zur Erzeugung dieser Planungsergebnisse während des Planungslaufes.
Die Kapazitätsbelegungen anderer, bisher unkritischer Kapazitätseinheiten müssen immer auf die modifizierten Kapazitätsbelegungen neu abgestimmt werden, weil sonst “wandernde Engpässe” auftreten können. Dieser Sachverhalt zeigt sich in der Praxis an der Nahtstelle zwischen Teilefertigung und Montage, wenn die Materialbereitstellung für eine Position auf den ursprünglichen Bedarfs-(Montage-)termin abgestimmt ist, dieser aber als Ergebnis der operativen Engpaßbewälti-gung durch einen Disponenten vorterminiert wurde /20, 34/.
Das Planungverfahren ermittelt nach /12/ täglich während der Nacht aktuelle Planungsvorgaben.
Bei zahlreichen Engpässen und mehrstufigen Planungsstrukturen müssen u.U. viele Kapazitätsbelegungen bei jeder Engpaßbewältigung erneut betrachtet werden (vgl. Ausführungen zur ressourcenbezogenen Vorwärtsrechnung unter 2.2.2).
Bei einem nächtlichem Planungslauf ist die Praxisrelevanz des Planungsverfahrens sehr stark von der Dauer des Planungsvorganges abhängig.
(Material-)Engpässe bei Zukaufmaterialien sind zu ermitteln, weil auch die Positionen des Beschaffungsbereichs als Ressourcen zur Leistungserstellung eingesetzt werden. Diese Anforderung erhält aufgrund der Bestrebungen zur Reduzierung der Fertigungstiefe und der damit verbundenen Zunahme der Beschaffungspositionen eine besondere Bedeutung.
Eine interaktive Engpaßbewältigung während des Planungslaufs durch Disponenten (direkt im Anschluß an die Eng-paßermittlung) ist nicht praktikabel: es ist davon auszugehen, daß während des nächtlich durchgeführten Planungslaufs i.d.R. kein Disponent verfügbar ist und somit auf seine Problemlösungsfähigkeit nicht zurückgegriffen werden kann /47/.
Weil sich die Gegebenheiten des Produktionsprozesses und die Potentiale zur Engpaßbewältigung ändern können, dürfen einmal als verfügbar definierte Aktionsparameter und Einsatzstrategien für die Auswahl eines Aktionsparameter-Mix nicht fest in Verfahren und Algorithmen implementiert werden. Voraussetzung für eine Modifikation ist die Formalisie-rung der Problemlösungsfähigkeit eines Disponenten zur flexiblen Festlegung des nutzbaren Aktionsraums. Neben der Informationsbeschaffung ist dabei auch die formalisierte und EDV-gerechte Informationsaufbereitung sicherzustellen. Eine ähnlich gelagerte Anforderung zeigt sich beim Aufbau von Expertensystemen (vgl. hierzu /47, 48/).
Als Maß für die Mächtigkeit einer Planungsstruktur kann die Anzahl der Kapazitätseinheiten bzw. Positionen dienen.
Die Einhaltung dieses Verursacherprinzips dient nicht nur der Reduzierung des Planungsaufwands, da die Anzahl der notwendigen Iterationen verringert wird, sondern sie ist auch aus wirtschaftlichen Überlegungen sinnvoll: zwar kann die Engpaßbewältigung bei der verursachenden Ressource zu kostenmäßig suboptimalen Lösungen für die zugehörige Produktionsstufe führen. Die Strategie einer Engpaßbewältigung auf möglichst niedriger Wertschöpfungsstufe erscheint jedoch für das Gesamtoptimum — vor dem Hintergrund der Zielsetzung bei mehrstufiger Linienfertigung — insgesamt vorteilhaft.
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Fuchs, RM. (1990). Anforderungen an ein Planungsverfahren zur Engpaßerkennung und -bewältigung. In: Ein Planungsverfahren zur Erkennung und Bewältigung von Material- und Kapazitätsengpässen bei mehrstufiger Linienfertigung. IPA-IAO — Forschung und Praxis, vol 150. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-47942-7_4
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