Zusammenfassung
Wenn wir hier die Diätetik fieberhafter Erkrankungen im allgemeinen besprechen, so geschieht es, weil das Fieber an sich zwar nur ein Symptom, aber als solches doch der greifbarste und prägnanteste Ausdruck einer meist infektiösen Erkrankung ist und diese diätefisch bis auf geringe Ausnahmen gleichsinnig behandelt werden müssen. Sie verlangen dabei eine gewisse diätetische Rücksichtnahme, die richtig zu beurteilen erst exakteren Untersuchungen der letzten Jahre gelungen ist. Früher glaubte man, daß bei einem Fieberkranken die Verabreichung von Nahrung so viel bedeute wie Öl ins Feuer zu gießen und so verfocht man noch bis in das Ende des 19. Jahrhunderts hinein, die Ansicht, die schon die Hippokratiker vertreten haben, daß man die Fiebernden mit der Nahrungszufuhr zum mindesten knapp bemessen müßte; das praktische Ergebnis war, daß man sie hungern ließ. Heute verfallen wir vielleicht eher in das Gegenteil. Wir sind allzuleicht geneigt, den Fiebernden die Nahrung aufzudrängen, die die Größe ihres Umsatzes erheischt. Dieser Standpunkt hat für fieberhafte Erkrankungen kürzerer Dauer, z. B. Diphtherie, Pneumonie, akute Exantheme sicherlich weniger Berechtigung als bei einer wochenlang sich hinziehenden akut fieberhaften Erkankung wie dem Typhus abdomi-nalis, den wir deshalb auch gesondert besprechen wollen. Die Schwierigkeit in der Fieberbehandlung liegt nicht nur in dem Darniederliegen der Appetenz, sondern in dem oft fast völligem Darniederliegen der Sekretion der Verdauungsdrüsen. Es ist also nicht nur die Aufnahmemöglichkeit, sondern auch die Verdauungsmöglichkeit der Nahrung bei einem akut fieberhaft erkrankten Individuum beschnitten.
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Brugsch, T. (1919). Fieberhafte Erkrankungen. In: Lehrbuch der Diätetik des Gesunden und Kranken. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-47424-8_12
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