Genese und Wachstum von Harnsteinen

Zusammenfassung

Viele Harnsteine zeigen in Form konzentrischer Streifungen die rhythmische Einlagerung von filmbildender organischer Substanz (Mucoproteine) zwischen den kristallin abgeschiedenen Harnsteinkomponenten. Auch wenn diese Filme nicht immer durch adsorbierte Farbstoffe ins Auge fallen, sind sie in jedem Harnstein und an jeder Stelle zugegen (1), und sie füllen nicht nur den Raum zwischen den anderen Feststoffpartikeln, sondern sind auch als feinste Bänderungen parallel zu der konzentrischen Schichtung in den Kristallen selbst eingeschlossen. Durch Weglösen der kristallinen Steinkomponenten kann man die organischen Filmpakete in einzelnen Kristallen (2) oder über größere Flächen des Steins hinweg (Dünnschliffpräparate) isolieren und gegebenenfalls fixieren, anfärben und mikroradiographisch, polarisationsmikroskopisch oder histochemisch analysieren (3, 4, 5, 6, 7). Die Allgegenwart der filmbildenden Substanz wurde bereits 1891 von Ebstein und Nikolaier (8) als conditio sine qua non der Steinpathogenese erachtet. Bezeichnungen wie Matrix, gerüstbildende Substanz deuten an, daß den 2,0 bis 3,2 Gew.-% der meisten Harnsteine ausmachenden Filme (9) auch eine den Steinaufbau steuernde Funktion zugeschrieben wurde. Nach der klassischen Vorstellung, Abb. 1, soll die Harnsteinbildung in einem Zweistufenprozeß ablaufen, der in manchem an Vorgänge bei der Knochenbildung erinnert: