Zusammenfassung
Bis in die frühen 80er Jahre galt die Annahme, daß — neben anderen Faktoren — vor allem die Fertigungstechnik die Organisationsstruktur des Fertigungsbereichs bestimmt, als ein herrschendes Paradigma. Für die Sicherstellung von organisatorischer Effizienz und betrieblicher Wettbewerbsfähigkeit wurde es als unverzichtbar angesehen, daß die Organisationsstruktur in einer bestimmten Weise an die Fertigungstechnik angepaßt ist. Dieser deterministischen Sichtweise des Zusammenhangs von Technik und Organisationsgestaltung lag die Vorstellung zugrunde, daß für jedes Unternehmen jeweils nur eine einzige effiziente Kombination von Technik und Organisationsstruktur im Sinne eines ‘one-best-way‘ existiert. Mit dem Aufkommen computergestützter Fertigungstechniken wurde diese Sichtweise mehr und mehr kritisiert. Als Folge dieses ‘Paradigmenwechsels‘ wurden insbesondere innerhalb von Industriesoziologie und Organisationsforschung neue Erklärungsansätze zum Verhältnis von Technik und Arbeitsorganisation entwickelt. Die darin zum Ausdruck kommenden Vorstellungen reichen von der (impliziten) Fortführung des technologischen Determinismus bis hin zur Beliebigkeit der Organisationsgestaltung, d.h. der völligen Unabhängigkeit von technischen oder ökonomischen Sachzwängen. Um zu einer besseren Einschätzung des Umfangs von Spielräumen bei der technisch-organisatorischen Gestaltung in der computergestützten Fertigung zu gelangen, werden einige zentrale Ansätze dieser Diskussion im folgenden in groben Zügen vorgestellt.
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Literature
Vgl. hierzu wie zum folgenden Sydow (1985a).
Für den Bereich der Büroautomation hat beispielsweise Sydow (1985b) deutlich gemacht, daß die subjektive Wahrnehmung und Interpretation vorgegebener Organisationsspielräume in hohem Maße das Verhalten der Organisationsgestalter im Prozeß des Organisierens beeinflußt.
Als Prototyp des anthropozentrischen Gestaltungsansatzes gilt die Fertigungsinsel in Verbindung mit teilautonomen Arbeitsgruppen (vgl. Brödner 1985, S. 145ff.).
Daß dies nicht nur für den Fertigungsbereich gilt, zeigen beispielsweise Child et al. (1987, S. 87–116) für den Dienstleistungssektor oder Lullies et al. (1990) für den Einsatz neuer Techniken im Büro- und Verwaltungsbereich.
Auf das zeitliche Auseinanderfallen der Umsetzung technischer Prozeßinnovationen und administrativer Innovationen hat bereits Evan (1966; Damanpour/Evan 1984) mit seiner Hypothese des ‘Organizational Lag‘ aufmerksam gemacht. Er konnte auf der Basis empirischer Untersuchungen zeigen, daß organisatorische und technische Innovationen oftmals nicht zusammen durchgeführt werden, sondern organisatorische Innovationen erst nach zeitlicher Verzögerung technischen Prozeßinnovationen folgen. Dies liegt seiner Ansicht nach in erster Linie darin begründet, daß technische Innovationen sich wirtschaftlich besser begründen lassen und offensichtlich in einem unmittelbareren Gewinnzusammenhang stehen als organisatorische Veränderungen.
Daß Technik oftmals als “Trojanisches Pferd” für organisatorische Veränderungen dient, konnten auch Lullies et al. (1990, S. 35–36) im Rahmen einer Studie zum Einsatz neuer Bürotechnik zeigen. Allerdings verweisen auch sie darauf, daß keiner der Befragten ein Beispiel dafür geben konnte, daß sich diese Hoffnung auch erfüllt hatte.
Vgl. hierzu die bei Becker et al. 1992 geführte Diskussion zum Rationalitätsbegriff.
Ein sehr anschauliches Beispiel hierfür geben Peters/Waterman (1984, S. 149–187). Die beiden McKinsey-Berater kommen bei ihrer Suche nach den Ursachen von Spitzenleistungen zu dem Ergebnis, daß unter anderem das ‘Primat des Handelns‘ bzw. die ‘Aktionsorientierung‘ gegenüber einer allzu vernünftigen und rationalen Reaktion auf Komplexität eine ‘Grundtugend‘ besonders erfolgreicher amerikanischer Unternehmen ist. Die Auswirkungen eines solchen Postulats der Aktionsorientierung auf die Vorgehensweise und das Ergebnis von CIM-Vorhaben deuten sich bei v. Behr (1994, S. 213) an. Den Zwang, unter dem Verantwortliche von CIM-Projekten vielfach stehen, möglichst schnell Erfolge vorzuweisen, sieht sie als einen Grund dafür an, daß sich die Aufmerksamkeit aller Beteiligten von CIM-Vorhaben eher auf die Beseitigung technischer Störungen als die organisatorischer Defizite richtet. Erstere sind nicht nur leichter zu erkennen, sondern deren Beseitigung ist in der Regel innerhalb des Unternehmens auch einfacher durchzusetzen als die arbeitsorganisatorischer Strukturdefizite und -fehler.
Die aktuelle Diskussion um die Notwendigkeit der Entwicklung gruppenarbeitsgerechter Software, die auch unter dem Begriff ‘Computer Supported Cooperative Work (CSCW)‘ stattfindet, stützt dieses Argument. Einen Überblick über diese Diskussion und ihrer verschiedenen Facetten gibt die gleichnamige amerikanische Fachzeitschrift ‘Computer Supported Cooperative Work (CSCW)‘ (zur Einführung vgl. auch König/Zoche 1991).
Die Dominanz technischer Bereiche in den Projektgruppen ist vielfach auf ein technikorientiertes CIM-Verständnis zurückzuführen. Wird CIM als informationstechnische Verknüpfung aller betrieblichen Funktionsbereiche unter einer gemeinsamen Datenbasis definiert, dann ist naheliegend, daß die zentralen Planungsfelder vor allem in der EDV-Organisation sowie der Gestaltung von Datenstrukturen, Datenflüssen und informationstechnischen Verknüpfungen liegen und daher in erster Linie die Mitarbeit der technischen Bereiche gefordert ist. Barthel/Ganz (1994, S. 77) kommen auf der Grundlage ihrer Analysen zu dem Schluß, daß die Fixierung auf die Technik
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© 1995 Physica-Verlag Heidelberg
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Klimmer, M. (1995). Neue Fertigungstechniken und Organisationsstruktur. In: Effizienz der computergestützten Fertigung. Technik, Wirtschaft und Politik, vol 13. Physica-Verlag HD. https://doi.org/10.1007/978-3-642-46967-1_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-46967-1_2
Publisher Name: Physica-Verlag HD
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