Zusammenfassung
Von 2011 bis 2014 führte die Evangelische Konferenz für Familien- und Lebensberatung (EKFuL) gemeinsam mit dem Bundesverband evangelische Behindertenhilfe (BeB) und dem Deutschen Evangelischen Krankenhausverband (DEKV) das Modellprojekt Interprofessionelle Kooperation bei Pränataldiagnostik durch. Der vorliegende Aufsatz analysiert für die Region Ostwestfalen-Lippe die professionelle Beratung Schwangerer sowie Kooperationen der verschiedenen Berufsgruppen insbesondere nach einem auffälligen pränataldiagnostischen Befund. In den Blick genommen werden die Motivationen der beteiligten Berufsgruppen für die Teilnahme am Projekt sowie ihre professionellen Selbstverständnisse in Hinblick auf Beratung und Kooperation. Zudem werden die Beratungsinhalte der Berufsgruppen vor, während und nach Pränataldiagnostik sowie Überschneidungen bzw. Konkurrenzen mit anderen Professionen aufgezeigt. Abschließend wird die Sichtweise der beteiligten Verbände auf das Thema PND dargestellt.
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Notes
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§ 2a SchKG: (1) Sprechen nach den Ergebnissen von pränataldiagnostischen Maßnahmen dringende Gründe für die Annahme, dass die körperliche oder geistige Gesundheit des Kindes geschädigt ist, so hat die Ärztin oder der Arzt, die oder der der Schwangeren die Diagnose mitteilt, über die medizinischen und psychosozialen Aspekte, die sich aus dem Befund ergeben, unter Hinzuziehung von Ärztinnen oder Ärzten, die mit dieser Gesundheitsschädigung bei geborenen Kindern Erfahrung haben, zu beraten. (…) Die Ärztin oder der Arzt hat über den Anspruch auf weitere und vertiefende psychosoziale Beratung nach § 2 zu informieren und im Einvernehmen mit der Schwangeren Kontakte zu Beratungsstellen nach § 3 und zu Selbsthilfegruppen oder Behindertenverbänden zu vermitteln.
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Zur Schreibweise: die weibliche Form schließt die männliche immer mit ein und umgekehrt.
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Für diesen Aufsatz musste aus Platzgründen auf die Darstellung der Ergebnisse aus den Experteninterviews mit den ebenfalls am Projekt beteiligten Hebammen, Humangenetikerinnen, Seelsorgerinnen, Pädiatern und Neonatologen sowie der Selbsthilfe verzichtet werden.
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Ärzte verwenden nicht den Begriff „Behinderung“, sondern sprechen von (genetischen) Defekten oder Fehlbildungen.
- 6.
Das Positionspapier ist als gedruckte Broschüre und elektronisch als pdf-Datei über die Verbände erhältlich.
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Netzwerke haben eine nicht zu vernachlässigende Entlastungsfunktion für die die Paare behandelnden und beratenden Berufsgruppen. Der Wunsch nach Entlastung durch Aufteilung der Verantwortung auf mehrere Akteure darf als eine anzunehmende Motivation für die Teilnahme am Modellprojekt angesehen werden.
Literatur
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Cremer M (2013) Interprofessionelle Kooperation bei Pränataldiagnostik. Fokus Beratung 23: 60–64
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Evangelische Konferenz für Familien- und Lebensberatung e. V. (EKFuL) (2001) Entwicklung von Beratungskriterien für die Beratung Schwangerer bei zu erwartender Behinderung des Kindes. Materialien zur Beratungsarbeit 20/2001
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Schwerdtfeger R (2012) Pränatalmedizin – Sichtweisen im Rahmen der neuen gesetzlichen Regelungen. In: BZgA Forum Sexualaufklärung und Familienplanung. Vorgeburtliche Untersuchungen, 2/2012, S 25
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Cremer, M. (2014). Interprofessionelle Kooperation im Kontext von Pränataldiagnostik. In: Steger, F., Ehm, S., Tchirikov, M. (eds) Pränatale Diagnostik und Therapie in Ethik, Medizin und Recht. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-45255-0_9
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