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2. Kapitel. Das Strafverfahren und das Strafprozessrecht

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Strafverfahren

Part of the book series: Springer-Lehrbuch ((SLB))

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Zusammenfassung

Das materielle Strafrecht ist in der Lage, unter Zugrundelegung eines Sachverhalts die Frage nach der prinzipiellen Strafbarkeit eines Beschuldigten zu beantworten. Strafe und Bestrafung des Täters ergeben sich nicht aus sich heraus, sondern bedürfen einer methodisch legitimierten Herleitung, welche die gutSubsumtion der Strafbarkeit für den Rechtsanwender in der Realität überhaupt erst ermöglicht und ihm erlaubt, bestimmte Rechtsfolgen daraus abzuleiten. Diese Beurteilungen des Sachverhalts, der Strafbarkeit und der gebotenen Strafhöhe in ihrer Gesamtheit bilden die erste Dimension dessen, was das Strafverfahren in funktionaler Hinsicht zu leisten hat. Es soll gewissermaßen die Verbindung zwischen staatlichem Strafbedürfnis und Bestrafung eines bestimmten schuldigen Täters herstellen. Dazu liefert es Methoden und Regeln, mit deren Hilfe in einem geordneten rechtsstaatlichen Ablauf die dazu berufenen Entscheidungsträger die Erkenntnis gewinnen können, ob und wie jemand für eine Tat zur Verantwortung zu ziehen ist.

Das heutige deutsche Strafprozessrecht geht auf den reformierten kontinentaleuropäischen Strafprozess zurück, der sich Anfangs des 19. Jahrhunderts etablierte und den überkommenen Inquisitionsprozess verdrängte. Dennoch beherrschen noch immer starke inquisitorische Elemente jedenfalls das Hauptverfahren. Am ehesten kann man unseren modernen Strafprozess deshalb als ein gemischtes Verfahren mit Elementen von Anklage-, Partei- und Inquisitionsverfahren charakterisieren.

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Notes

  1. 1.

    LG Frankfurt/M. StV 2003, 325 (327).

  2. 2.

    Vgl.: Niklas Luhmann, Legitimation durch Verfahren, 3. Aufl. 1981.

  3. 3.

    Jakobs Lehrbuch AT, 1. Abschn. Rn. 11 ff.; AK-StGB-Hassemer vor § 1 Rn. 429–437; kritische Würdigung von Heiko Lesch, Zur Einführung in das Strafrecht: Über den Sinn und Zweck staatlichen Strafens, JA 1994, 510–519, 590–599 (517 ff.).

  4. 4.

    Vgl. Hellmann Rn. 4; Peter Rieß, Über die Aufgaben des Strafverfahrens, JR 2006, 269–277 (270 f.). Noch pointierter Uwe Murmann, Über den Zweck des Strafprozesses, GA 2004, 65–86 (71), der die Wiederherstellung des (vom Täter gebrochenen) Rechts als Kernaufgabe des Strafverfahrens ansieht.

  5. 5.

    Schlüchter Rn. 1 f.

  6. 6.

    Oder die Polizistin, die Staatsanwältin usw. Nicht aus Gründen der Geschlechterdiskriminierung, sondern allein des Umfangs dieses Buches wegen beschränke ich mich dort, wo nicht die individuelle Person, sondern die Person in ihrer Rolle gemeint ist, auf die traditionelle Nennung der männlichen Bezeichnung. Sie meint zugleich alle weiblichen Akteure derselben Rolle, ohne sie herabsetzen zu wollen, im Gegenteil: Viele Frauen sind weitaus bessere Polizisten, Staatsanwälte, Richter oder Verteidiger als ihre männlichen Kollegen.

  7. 7.

    Peters S. 1.

  8. 8.

    Sachverhalt nach Welt-Online vom 11.07.2001.

  9. 9.

    Strafverfolgungsstatistik 2011, S. 28 f.

  10. 10.

    Vgl. das Volkszählungsurteil BVerfGE 65, 1 (43).

  11. 11.

    BVerfG NJW 2010, 833.

  12. 12.

    Vgl. dazu die grundlegende Entscheidung BVerfGE 109, 279.

  13. 13.

    Vgl. Matthias Jahn, Strafprozessrecht als geronnenes Verfassungsrecht – Hauptprobleme und Streitfragen, JuS 2005, 1057–1062; Henkel S. 86 („angewandtes Verfassungsrecht“).

  14. 14.

    Roxin/Schünemann § 2 Rn. 1.

  15. 15.

    Gesetz zur Regelung der Verständigung im Strafverfahren vom 29.07.2009 (BGBI. I 2353).

  16. 16.

    Siehe die Textausgabe mit Erläuterungen von Friedrich-Christian Schroeder, Die Peinliche Gerichtsordnung Kaiser Karl V., 2000. Kurze Darstellung des Inhalts bei Peters S. 60–64.

  17. 17.

    Dieter Dölling/Gunnar Duttge/Dieter Rössner, Gesamtes Strafrecht, 2. Aufl. 2011. Allerdings handelt es sich eher um eine Kurzkommentierung, die sich in Wissenschaft und Praxis bislang nicht recht durchzusetzen vermochte.

  18. 18.

    Zu eingehenderen Darstellungen vgl. Rüping/Jerouscheck; Henkel S. 23–64; Thomas Vormbaum, Einführung in die moderne Strafrechtsgeschichte, 2. Aufl. 2011.

  19. 19.

    Dieses (erste) deutsche Kaiserreich entstand etwa im 10. Jahrhundert und endete am 6.8.1806 mit der Niederlegung der Reichskrone durch Kaiser Franz II, nachdem das Reich infolge der Napoleonischen Kriege handlungsunfähig geworden war. Zwischen 1806 und 1871 bestand die Rechtsetzungsbefugnis der einzelnen Territorien fort.

  20. 20.

    Siehe Fn. 16.

  21. 21.

    Allerdings weist Arnd Koch, Die Grundlagen des deutschen Strafverfahrens, FS Rüping S. 393–408 (394 f.), darauf hin, dass in Zweifelsfällen die sog. Aktenversendung, vor allem an die juristischen Fakultäten der Universitäten, vorgeschrieben war. Sie entschieden dann z. B., ob im konkreten Fall Strafbarkeit bestand oder der Verdachtsgrad die Folter erlaubte.

  22. 22.

    Zu näherer Darstellung vgl. Karl Peters, Zeugenlüge und Prozeßausgang, 1939, S. 277 ff.

  23. 23.

    Eingehendere Schilderung bei Henkel, S. 42 f.

  24. 24.

    Michael Niehaus, Das Verhör, 2003, S. 204.

  25. 25.

    An dieser Stelle wurde häufiger im Wege der Aktenversendung wissenschaftliche Kompetenz in das Verfahren eingebunden (siehe Fn. 21).

  26. 26.

    Bertram Schmitt, Die richterliche Beweiswürdigung im Strafprozeß, 1992, S. 143 f.; ausführlich Niehaus (Fn. 24), S. 342 ff.

  27. 27.

    Zu näheren Informationen vgl. Wolfgang Wohlers , Entstehung und Funktion der Staatsanwaltschaft, 1994; Karl Elling, Die Einführung der Staatsanwaltschaft in Deutschland, 1911, Neudruck 1977; Combé (Fn. 29), S. 29 ff.

  28. 28.

    Daniel Combé, Stellung und Objektivität der Staatsanwaltschaft im Ermittlungsverfahren, 2007, S. 22 ff.

  29. 29.

    Erhard Blankenburg/Hubert Treiber, Die Einführung der Staatsanwaltschaft in Deutschland, Leviathan 1978, 161–175 (163); Thomas Vormbaum, Einführung in die moderne Strafrechtsgeschichte, 2. Aufl. 2011, S. 92 ff.

  30. 30.

    Strafprozessordnung v. 01.02.1877 (RGBl. 253); neugefasst durch Bek. v. 07.04.1987 (BGBl. I 1074, 1319).

  31. 31.

    Gesetz zur Regelung der Verständigung im Strafverfahren vom 29.07.2009 (BGBI. I 2353).

  32. 32.

    Durch das 1. StVRG v. 09.12.1974 (BGBl. I 3393, 3533).

  33. 33.

    Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten v. 04.11.1950 (BGBl. 1952 II 685) i.d.F. v. 17.05.2002 (BGBl. II 1055).

  34. 34.

    Gerichtsverfassungsgesetz v. 27.01.1877 i.d.F. v. 09.05.1975 (BGBl. I 1077).

  35. 35.

    Einführungsgesetz zum Gerichtsverfassungsgesetz v. 27.01.1877 (RGBl. 77), zuletzt geändert durch Gesetz v. 17.12.2008 (BGBl. I 2586, 2694).

  36. 36.

    Gesetz über die Entschädigung für Strafverfolgungsmaßnahmen v. 08.03.1971 (BGBl. I 157).

  37. 37.

    Gerichtskostengesetz v. 05.05.2004 (BGBl. I 718).

  38. 38.

    Jugendgerichtsgesetz i.d.F. v. 11.12.1974 (BGBl. I 3427).

  39. 39.

    Gesetz über die internationale Rechtshilfe in Strafsachen i.d.F. v. 27.06.1994 (BGBl. I 1537).

  40. 40.

    Abgedruckt u. a. bei Meyer-Goßner, Anhang 12; Nomos-Texte Strafrecht Nr. 57.

  41. 41.

    Abgedruckt u. a. bei Meyer-Goßner, Anhang 13.

  42. 42.

    Finger- und Handabdruckanalyse und -vergleich.

  43. 43.

    Wilhelm Sauer, Allgemeine Prozessrechtslehre, 1951; Anklänge noch bei Henkel S. 19 f.; Peters S. 14.

  44. 44.

    Vgl. Rosenfeld S. 40 f.

  45. 45.

    Ähnlich Schroeder/Verrel Rn. 21; Henkel S. 105.

  46. 46.

    Vgl. Schlüchter Rn. 5; Peters S. 99 ff.; Rosenfeld S. 37 ff.; Henkel S. 235 ff.; Zipf S. 91 ff.; z. T. noch Roxin/Schünemann § 22; Volk § 15.

  47. 47.

    Schlüchter, Das Strafverfahren, Lehrbuch, 1. Aufl. 1981; 2. Aufl. 1983.

  48. 48.

    Schroeder/Verrel Rn. 22.

  49. 49.

    HbStrVf-Jahn Rn. I 44 f.

  50. 50.

    Als Beispiele seien die Lehrbücher von Roxin/Schünemann, Beulke,Volk,Heger und Heiko Hartmut Lesch, Strafprozessrecht, 2. Aufl. 2001, genannt.

  51. 51.

    Siehe die Lehrbücher von Schroeder/Verrel oder Putzke/Scheinfeld.

  52. 52.

    Vgl. dazu die große Untersuchung von Karl Peters, Fehlerquellen im Strafprozeß, Bd. I 1970, Bd. II 1972, Bd. III 1974.

  53. 53.

    Dazu näher Tatjana Hörnle, Unterschiede zwischen Strafverfahrensordnungen und ihre kulturellen Hintergründe, ZStW 117 (2005), 801–838.

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Heghmanns, M. (2014). 2. Kapitel. Das Strafverfahren und das Strafprozessrecht. In: Strafverfahren. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-41237-0_2

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