Zusammenfassung
Mens sana in corpore sano – wer hat diesen Spruch nicht schon einmal als Erklärung für das Verhältnis von Körper und Geist oder den Sinn körperlicher Ertüchtigung gehört? Doch steckt „in einem gesunden Körper“ tatsächlich auch „ein gesunder Geist“? Der lateinische Spruch zumindest ist stark verkürzt. Der ganze Satz lautet Orandum est ut sit mens sana in corpore sano und stammt von dem römischen Satiriker Juvenal (ca. 60–127 n. Chr.; 2007, S. 356). Er wollte damit zum Ausdruck bringen, dass wir, statt überzogene Wünsche an die Götter zu stellen, einfach um einen gesunden Geist in einem gesunden Körper bitten sollten. Der Satz „Zu wünschen bleibt, dass in einem gesunden Körper auch ein gesunder Geist wohne“, lässt sich auch als spöttische Kritik an der römischen Gesellschaft interpretieren, selbst wenn es in Wirklichkeit nicht oder nicht immer so ist. Das galt für die Antike und das alte Rom genauso wie heute. Das Verhältnis von Körper und Geist scheint doch komplexer zu sein, als es einfache Weisheiten wie mens sana in corpore sano nahelegen. Im Laufe der Geschichte entstanden ganz unterschiedliche, teilweise gegensätzliche Vorstellungen zum Verhältnis von Körper und Geist im Menschen. Im Folgenden sollen einige zentrale Ansätze skizziert werden.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Literatur
Literatur
Aquin, T. von (um 1265/2004). Über die Herrschaft der Fürsten. Stuttgart: Reclam.
Bahrdt, K. F. (1789/1972). Handbuch der Moral für den Bürgerstand. Frankfurt a. M.: Athenäum.
Bette, K.-H. (1999). Systemtheorie und Sport. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Bette, K.-H. (2005). Körperspuren. Zur Semantik und Paradoxie moderner Körperlichkeit (2. Aufl.). Berlin: de Gruyter.
Bielefeld, J. (Hrsg.). (1986). Körpererfahrung. Grundlage menschlichen Bewegungsverhaltens. Göttingen: Hogrefe.
Bode, R. (1925). Das Lebendige in der Leibeserziehung. München: Beck.
Bollnow, O. F. (1977). Die Pädagogik der deutschen Romantik: Von Arndt bis Fröbel. Stuttgart: Klett-Cotta.
Boltanski, L. (1976). Die soziale Verwendung des Körpers. In D. Kamper & V. Rittner (Hrsg.), Zur Geschichte des Körpers. Perspektiven der Anthropologie (S. 138–183). München: Hanser.
Bourdieu, P. (1982). Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Bourdieu, P. (1983). Ökonomisches Kapital – Kulturelles Kapital – Soziales Kapital. In R. Kreckel (Hrsg.), Soziale Ungleichheiten (S. 183–198). Göttingen: Schwartz.
Bourdieu, P. (1986). Historische und soziale Voraussetzungen modernen Sports. In G. Hortleder & G. Gebauer (Hrsg.), Sport – Eros – Tod (S. 91–112). Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Buytendijk, F. J. J. (1956). Allgemeine Theorie der menschlichen Haltung und Bewegung. Als Verbindung und Gegenüberstellung von physiologischer und psychologischer Betrachtungsweise. Berlin: Springer.
Buytendijk, F. J. J. (1967). Das Fußballspiel. In H. Plessner, H. Bock & O. Grupe (Hrsg.), Sport und Leibeserziehung (S. 95–102). München: Piper.
Caruso, I. A. (1963). Werden und ‚Entwerden‘ im Handeln. In E. Wiesenhütter (Hrsg.), Werden und Handeln. Festschrift für V. E. Freiherr von Gebsattel (S. 218–234). Stuttgart: Hippokrates.
Conard, N. J. (Hrsg.). (2006). Woher kommt der Mensch? (2. Aufl.). Tübingen: Attempto.
Conzelmann, A. (2001). Sport und Persönlichkeitsentwicklung. Möglichkeiten und Grenzen von Lebenslaufanalysen. Schorndorf: Hofmann.
Csikszentmihalyi, M. (1985). Das flow-Erlebnis. Jenseits von Angst und Langeweile: im Tun aufgehen. Stuttgart: Klett-Cotta.
Danzer, G. (2011). Wer sind wir? Anthropologie im 20. Jahrhundert. Heidelberg: Springer.
Darwin, C. (1859). On the origin of species by means of natural selection, or the preservation of favoured races in the struggle for life. London: Murray. [Deutsche Ausgabe: Darwin, C. (1860/2008). Über die Entstehung der Arten im Thier- und Pflanzenreich durch natürliche Züchtung oder Erhaltung der vervollkommneten Rassen im Kampfe um’s Daseyn. Hrsg. von T. Junker. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.
Descartes, R. (1649/1984). Die Leidenschaften der Seele. Hamburg: Meiner.
Digel, H. (1982). Sport verstehen und gestalten. Reinbek: Rowohlt.
Douglas, M. (1974). Ritual, Tabu und Körpersymbolik. Frankfurt a. M.: S. Fischer.
Ebert, T. (2004). Platon, Phaidon. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Elias, N. (1988). Die Gesellschaft der Individuen. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Elias, N. (1990). Studien über die Deutschen. Machtkämpfe und Habitusentwicklung im 19. und 20. Jahrhundert. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Elias, N. & Dunning, E. (1986). Quest for excitement. Sport and leisure in the civilizing process. Oxford: Blackwell.
Euler, K. (1881/1907). Die Geschichte des Turnunterrichtes. Gotha: Thienemann.
Foucault, M. (1971/2002). Nietzsche, die Genealogie, die Historie. In M. Foucault, Schriften in vier Bänden. Dits et Ecrits (Band 2, S. 166–191). Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Foucault, M. (1976). Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Foucault, M. (1977). Der Wille zum Wissen. Sexualität und Wahrheit (Band 1). Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Foucault, M. (1981/2005). Die Maschen der Macht. In M. Foucault, Schriften in vier Bänden. Dits et Ecrits (Band 4, S. 224–244). Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Funke, J. (1980). Körpererfahrungen und ihre pädagogische Bedeutung. Sportpädagogik 4, 13–20.
Funke, J. (Hrsg.). (1983). Sportunterricht als Körpererfahrung. Reinbek: Rowohlt.
Funke-Wieneke, J. (2004). Bewegungs- und Sportpädagogik. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.
Gabler, H. & Göhner, U. (1990). Für einen besseren Sport… Themen, Entwicklungen und Perspektiven aus Sport und Sportwissenschaft. Festschrift für Ommo Gruppe zum 60. Geburtstag. Schorndorf: Hofmann.
Gabler, H. & Mohr, C. (1996). Motivation zur Fairneß im Sport. Sportwissenschaft 26, 290–314.
Ganten, D., Spahl, T. & Deichmann, T. (2011). Die Steinzeit steckt uns in den Knochen. Gesundheit als Erbe der Evolution. München: Piper.
Gehlen, A. (1961). Anthropologische Forschung. Reinbek: Rowohlt.
Grupe, O. (1967). Leibliche Erziehung in einer gewandelten Schule. Ratingen: A. Henn.
Grupe, O. (1984). Grundlagen der Sportpädagogik (3. Aufl.). Schorndorf: Hofmann.
Grupe, O. (2000). Vom Sinn des Sports – kulturelle, pädagogische und ethische Aspekte. Schorndorf: Hofmann.
Grupe, O. & Krüger, M. (2007). Einführung in die Sportpädagogik (3. Aufl.). Schorndorf: Hofmann.
Gugutzer, R. (2004). Soziologie des Körpers. Bielefeld: Transcript.
GutsMuths, J. C. F. (1793/1804). Gymnastik für die Jugend. Schnepfenthal: Buchhandlung der Erziehungsanstalt.
GutsMuths, J. C. F. (1793/1928). Gymnastik für die Jugend. Dresden: Limpert.
Heinemann, K. (2007). Einführung in die Soziologie des Sports (5. Aufl.). Schorndorf: Hofmann.
Henke, W. & Rothe, H. (1999). Stammesgeschichte des Menschen. Eine Einführung. Berlin: Springer.
Henrich, D. (2007). Denken und Selbstsein – Vorlesungen über Subjektivität. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Heringer, H. J. (1974). Praktische Semantik. Stuttgart: Klett.
Heringer, H. J. (1990). Regeln und Fairneß. Sportwissenschaft 20, 27–42.
Holt, R. (1989). Sport and the British: A modern History. Oxford: Clarendon.
Huber, W. (2000). Sport als Kult – Sport als Kultur. In O. Grupe & W. Huber (Hrsg.), Zwischen Kirchturm und Arena. Evangelische Kirche und Sport (S. 15–28). Stuttgart: Krenz.
Jahn, F. L. (1810/1991). Deutsches Volkstum. Berlin: Aufbau.
Jahn, F. L. (1816/1967). Die deutsche Turnkunst. Fellach: Conradi.
Juvenal, D. I. (2007). Satiren. Suttgart: Reclam.
Kant, I. (1800). Logik – ein Handbuch zu Vorlesungen. Königsberg: Nicolovius.
Klages, L. (1960). Der Geist als Widersacher der Seele. München: Barth.
Krüger, M. (1996). Körperkultur und Nationsbildung. Schorndorf: Hofmann.
Kubesch, S. (2004). Das bewegte Gehirn. An der Schnittstelle von Sport- und Neurowissenschaft. Sportwissenschaft 2, 135–144.
Kubesch, S. & Walk, L. (2009). Körperliches und kognitives Training exekutiver Funktionen in Kindergarten und Schule. Sportwissenschaft 4, 309–317.
Kurz, D. (1973). Gymnastische Erziehung bei Platon und Aristoteles. In H. Lenk (Hrsg.), Philosophie des Sports (S. 163–184). Schorndorf: Hofmann.
Kurz, D. (1990). Elemente des Schulsports. Grundlagen einer pragmatischen Didaktik. Schorndorf: Hofmann.
Lange, F. A. (1865). Leibesübungen. In K. A. Schmid (Hrsg.), Encyklopädie des gesamten Erziehungs- und Unterrichtswesens (S. 308–364). Gotha: Besser.
Lorenz, M. (2000). Leibhaftige Vergangenheit. Einführung in die Körpergeschichte. Tübingen: Edition discord.
Luhmann, N. (1984/2010). Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Luhmann, N. (1997). Die Gesellschaft der Gesellschaft. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Luther, M. (1534/1984). Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments. Frankfurt a. M.: Bischoff.
Mangan, J. A. (1981). Athleticism in the Victorian and Edwardian public school. The emergence and consolidation of an educational ideology. Cambridge: Cambridge University Press.
Mauss, M. (1972). Die Techniken des Körpers. In R. König & A. Schmalfuss (Hrsg.), Kulturanthropologie (S. 91–108). Düsseldorf: Econ.
Merleau-Ponty, M. (1966). Phänomenologie der Wahrnehmung. Berlin: de Gruyter.
Muckenhaupt, M. (1976). Spiele lehren und lernen. Tübingen: Niemeyer.
Nida-Rümelin, J. (2011). Die physische Dimension der Bildung. In M. Krüger & N. Neuber (Hrsg.), Bildung im Sport. Beiträge zu einer zeitgemäßen Bildungsdebatte (S. 17–34). Wiesbaden: VS Verlag.
Nietzsche, F. (1930). Werke in zwei Bänden. Leipzig: Körner.
Pestalozzi, J. H. (1807/1986). Über Körperbildung als Einleitung auf den Versuch einer Elementargymnastik, in einer Reihenfolge körperlicher Übungen. In G. Cepl-Kaufmann & M. Windfuhr (Hrsg.), Johann Heinrich Pestalozzi. Zur Menschenbildung und Gesellschaftsentwicklung (Band 2, S. 143–159). München: Winkler.
Piaget, J. (1969). Nachahmung, Spiel und Traum. Die Entwicklung der Symbolfunktion beim Kinde. Stuttgart: Klett.
Plessner, H. (1928). Die Stufen des Organischen und der Menschen. Einleitung in die philosophische Anthropologie. Berlin: de Gruyter.
Plessner, H. (1991). Conditio Humana. In G. Mann, A. Heuss & A. Nitschke (Hrsg.), Propyläen Weltgeschichte (Band 2, S. 33–86). Berlin: Propyläen.
Plessner, H., Bock, H. & Grupe, O. (Hrsg.). (1967). Sport und Leibeserziehung. München: Piper.
Reichholf, J. (2010). Das Rätsel der Menschwerdung. Die Entstehung des Menschen im Wechselspiel mit der Natur. München: DTB.
Rittner, V. (1984). Körper und Sport. In K. Carl (Hrsg.), Handbuch Sport. Wissenschaftliche Grundlagen von Unterricht und Training (Band 1, S. 607–620). Düsseldorf: Schwann.
Rittner, V. (1985). Sport und Gesundheit. Zur Ausdifferenzierung des Gesundheitsmotivs im Sport. Sportwissenschaft 15, 136–154.
Rousseau, J.-J. (1762/1963). Emile oder über die Erziehung. Stuttgart: Reclam.
Sartre, J.-P. (1962). Das Sein und das Nichts. Reinbek: Rowohlt.
Scheid, V. (1989). Bewegung und Entwicklung im Kleinkindalter. Schorndorf: Hofmann.
Scherler, K. (1975). Sensomotorische Entwicklung und materiale Erfahrung. Schorndorf: Hofmann.
Schlagenhauf, K. (1977). Sportvereine in der Bundesrepublik Deutschland. Teil 1. Schorndorf: Hofmann.
Spieß, A. (1840 ff./1934). Lehre der Turnkunst. In K. Werner (Hrsg.), Führer in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Quellenbücher der Leibesübungen (Band 8, S. 20–86). Berlin: Limpert.
Spitzer, M. (2002). Lernen. Gehirnforschung und die Schule des Lebens. Heidelberg: Spektrum Akademischer Verlag.
Sutton-Smith, B. (1978). Die Dialektik des Spiels. Schorndorf: Hofmann.
Timm, W. (1979). Sportvereine in der Bundesrepublik Deutschland. Teil 2. Schorndorf: Hofmann.
Treutlein, G., Funke, J. & Sperle, N. (Hrsg.). (1986). Körpererfahrung in traditionellen Sportarten. Wuppertal: Hans Putty.
Villaume, P. (1787/1929). Von der Bildung des Körpers in Rücksicht auf die Vollkommenheit und Glückseligkeit der Menschen oder über die physische Erziehung insonderheit. Dresden: Limpert.
Weizsäcker, V. von (1973). Der Gestaltkreis. Theorie der Einheit von Wahrnehmen und Bewegen (4. Aufl.). Stuttgart: Thieme.
Zimmer, R. (1980). Motorik und Persönlichkeitsentwicklung bei Kindern im Vorschulalter. Schorndorf: Hofmann.
Zimmer, R. (2011). Frühkindliche Bildung in Bewegung – wie Sprache entsteht, was Sprache bewegt. In M. Krüger & N. Neuber (Hrsg.), Bildung im Sport. Beiträge zu einer zeitgemäßen Bildungsdebatte (S. 121–142). Wiesbaden: VS Verlag.
Zimmer, R. & Licher-Rüschen, U. (2004). Toben macht schlau: Bewegung statt Verkopfung. Freiburg: Herder.
Weiterführende Literatur
Bayertz, K. (2012) Der aufrechte Gang. Eine Geschichte des anthropologischen Denkens. München: C. H. Beck.
Bohlken, E. & Thies, C. (Hrsg.). (2009). Handbuch Anthropologie. Der Mensch zwischen Natur, Kultur und Technik. Stuttgart: Metzler.
Krüger, M. (2007). Sportpädagogik. Ein Text- und Arbeitsbuch. Wiebelsheim: Limpert.
Wulf, C. & Zirfas, J. (Hrsg.). (2012). Handbuch pädagogische Anthropologie. Wiesbaden: VS Verlag.
Author information
Authors and Affiliations
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2013 Springer Berlin Heidelberg
About this chapter
Cite this chapter
Krüger, M., Reinhart, K. (2013). Körper und Mensch in der sportlichen Bewegung – anthropologische und kulturwissenschaftliche Grundlagen. In: Güllich, A., Krüger, M. (eds) Sport. Bachelor. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-37546-0_13
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-642-37546-0_13
Publisher Name: Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-642-37545-3
Online ISBN: 978-3-642-37546-0
eBook Packages: Life Science and Basic Disciplines (German Language)