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Zusammenfassung

Das Psychotrauma kann nur überwunden werden, wenn es dem betroffenen traumatisierten Menschen gelingt, bei anderen Geborgenheit und Mitgefühl in einer sicheren und Halt gebenden Umgebung zu finden (Maercker/Fooken 2009, 73). Nur mit der Unterstützung starker, Hoffnung und Zuversicht vermittelnder Bezugspersonen, auf die unbedingter Verlass ist und die emotionale Zuwendung aufbringen, kann es gelingen, den Schrecken, das Grauen und die Lebensangst durch Weinen, Schluchzen, Zittern oder auch Erzählen, aber auch durch Gesten des Zusammenhalts und der Geborgenheit zu entladen. Ohne diese emotionale Entladung der aufgestauten Energie gibt es keine Auflösung der traumatischen Grundkondition (Madert 2007, 51; Fischer/Riedesser 2009, 160). Dies setzt nicht nur eine Situation voraus, die objektiv frei von Bedrohung ist, sondern auch die Anwesenheit empathischer Personen, die die inneren Zustände des Betroffenen erkennen, benennen und emotional mittragen, damit es dem Betroffenen möglich wird, diese Zustände selbst zu erkennen, zu benennen und so in seinen seelischen Haushalt einzubauen, dass er sie tragen kann, ohne die Kontrolle über den Rest seines Lebens zu verlieren. Umgekehrt fungiert eine Mitwelt, die das Elend des Traumatisierten ignoriert und den Betroffenen ausgrenzt und missachtet, als ein Mechanismus, der zu den erlittenen seelischen Verletzungen ständig neue hinzufügt und auf diese Weise die traumatisierende Situation aufrecht erhält (Fischer/Riedesser 2009, 66).

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Notes

  1. 1.

    Schopenhauer ([1859] 1991, 192) spricht davon, dass alle Religion von Natur aus allegorischer Natur sei. Ihre Widersinnigkeiten und Absurditäten seien die Allegorie des Unbegreiflichen.

  2. 2.

    Das Wort Sakrament (lat. sacramentum) meint ursprünglich einen Eid. Wer einen Eid auf eine Aussage oder ein Versprechen leistet, erklärt sich bedingt für sacer, d. h. für verflucht, sofern die Aussage falsch ist oder das Versprechen nicht gehalten wird (Agamben 2010, 40). Das Sakrament als religiöser Begriff stammt aus den Initiationszeremonien des Mithraskultes der spätrömischen Antike (Cumont [1923] 1981, 143 f.). Er bezeichnete dort ursprünglich einen Eid, den der Novize leisten musste, bevor er in die Geheimnisse des Kultes eingeweiht wurde. Später wurden die Geheimnisse selbst mit diesem Wort bezeichnet. Der Mithraskult kannte sieben verschiedene Sakramente, unter denen auch zeremonielle Waschungen (Taufen) wesentlich für die Initiation waren. Diese Zeremonien waren aber nicht nur als bloße Zeichenhandlungen gedacht, sondern hatten die Funktion, die sittlichen Befleckungen tatsächlich zu tilgen, von denen sie reinigen sollten. Zu den Sakramenten des Mithraskultes gehörte auch der Verzehr von Brot und Wasser durch einen Zelebranten, wobei dieses mit Wein vermischt war. Der Wein ersetzte dabei den im ursprünglichen persischen Mazdakult gebräuchlichen berauschenden Haoma-Saft, der in Rom nicht erhältlich war (Cumont [1923] 1981, 145 f.).

  3. 3.

    BGBl 2008 I 1010.

  4. 4.

    Wenn das mystische Erleben die unmittelbare Begegnung mit dem Sakralen ist, dann erweisen sich übrigens Marienerscheinungen, wie sie bisweilen berichtet werden und nicht selten zu massenhysterischen Reaktionen sowie zur Etablierung von Wallfahrtsorten führen (Lourdes, Fatima, Medjugorje) als Phänomene, die eher weniger mit Mystik zu tun haben. Denn dabei geht es nicht um die Widerfahrnis des Unverfügbaren, Unkontrollierbaren, Unbeschreibbaren, sondern meistens um exakt beschreibbare Begegnungen mit einer Person, die man von der sie umgebenden Umwelt abgrenzen kann, deren Kleidung und Aussehen man beschreiben und deren Worte man hören und verstehen kann etc., also eher um Dinge, die der profanen Weltanschauung zuzurechnen sind.

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Tiedemann, P. (2012). Die religiöse Option. In: Religionsfreiheit - Menschenrecht oder Toleranzgebot?. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-32709-4_6

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  • Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg

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