Zusammenfassung
Bestimmte Interaktionen, die zwischen verschiedenen Arten auftreten, können in analoger Weise auch zwischen artgleichen Individuen einer Population stattfinden. So ist Kannibalismus die intraspezifische Form von Prädation. Sie kommt bei vielen Tiergruppen zur Wirkung, wenn vorübergehender Nahrungsmangel herrscht. Bei zunehmender Populationsdichte und abnehmenden Nahrungsressourcen intensiviert sich die intraspezifische Konkurrenz.Auch unabhängig davon werden bei hoher Dichte Faktoren wirksam, die im weitesten Sinne als „Dichtestress“ bezeichnet werden können. In beiden Fällen hat dies für einen Teil der Individuen negative Effekte in Bezug auf Wachstum bzw. Fitness, während andere davon kaum betroffen sein müssen. Unter anderem solche Phänomene führten zur Entwicklung des Modells der Gruppenselektion. Danach existieren bei sozialen Tieren Verhaltensweisen, die ab einer bestimmten Individuendichte wirksam werden und verhindern, dass eine Population bei Ressourcenknappheit vollständig zusammenbricht. Die Ausbildung von Territorien und Hierarchien soll gewährleisten, dass ein privilegierter Teil der Population solche Situationen ohne nennenswerte Einschränkung der individuellen Fitness überlebt. Dem gegenüber steht das Postulat der Individualselektion, wonach alle Verhaltensweisen eines Individuums darauf ausgerichtet sind, die eigenen Überlebenschancen und den Reproduktionserfolg zu optimieren. Dies wird unterstützt durch Untersuchungen, die gezeigt haben, dass kooperatives oder vermeintlich selbstloses (altruistisches) Verhalten von Individuen gegenüber Artgenossen entweder einen individuellen Vorteil bringt oder den nächsten Angehörigen zugute kommt. Solche Handlungsweisen dienen also in direkter oder indirekter Weise dazu, die eigenen Gene zu erhalten und mit möglichst großem Erfolg in zukünftige Generationen einzubringen. Demnach existiert kein Verhalten zum Wohle der Population oder der Art, sondern nur das Prinzip Eigennutz. Auch wenn diese Mechanismen aus Sicht der Evolution überzeugend sind, sollte nicht ausgeschlossen werden, dass auch noch Prozesse und Strategien existieren, die sich auf andere Weise interpretieren lassen können.
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Martin, K., Allgaier, C. (2011). Intraspezifische Interaktionen. In: Ökologie der Biozönosen. Springer-Lehrbuch. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-20628-3_7
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